Schon am 26. Dezember 2015 ist der Übersetzer, Journalist und Freigeist Steve Kups an den Folgen eines Herzinfarkts verstorben. Er hat sich vor allem einen Namen als Übersetzer für Panini gemacht, wo er einige DC-Serien betreut hat, darunter auch den Dunklen Ritter. Seine Übersetzungen verstanden es, das Original adäquat zu übertragen, aber auch eine eigene Note zu setzen.
Er hatte einen ganz speziellen Sinn für Humor (wie es um den bestellt ist, kann man auf seiner schon seit Jahren im Tiefschlaf befindlichen Website www.kups.de sehen). Als König Kups hat er auch das Panini-Forum betreut.
Steve Kups ist nur 45 Jahre alt geworden. Seine aktuellen Arbeiten werden noch bis in den Juni hinein bei Panini publiziert.
Von seinem besonderen Sinn für Humor zeugt auch dieses Interview aus dem Jahr 2001, das angesichts des DC-Starts bei Panini für das Fachmagazin „Hit Comics“ entstanden ist.
1). In welchem Alter bist du erstmals in Kontakt mit DC-Comics gekommen?
SK: In meinem Fall muss das wohl mit etwa fünf Jahren der Fall gewesen sein, als ich irgendein Batman-Heft eines amerikanischen Cousins in die Finger bekam. Ich verstand damals zwar noch nichts von dem, was in dem Heft so drinstand, konnte mich aber spontan für die bunten Bilder begeistern. Ähnlich ging’s mir später mit meinem ersten Playboy, aber das ist eine andere Geschichte.
2). Erzähl mal ein bisschen über dich. Was hast du bisher so geleistet (Comics und anderswo) und wie hat sich die Zusammenarbeit mit DCD ergeben?
SK: Mein Lebenslauf ist viel zu wirr, um ihn hier auch nur annähernd sinnvoll beschreiben zu können. Ich würde aber mal sagen, dass ich außer dem Praktizieren von schwarzer Magie schon nahezu alles gemacht habe. Außer, man zählt die Sache mit dem Hamster und dem brennenden Kreuz dazu, aber das wäre wohl eher kleinlich.
Die Zusammenarbeit mit DC ergab sich für mich dadurch, dass ich für den Marvel-Zweig von Panini schon als freier Mitarbeiter tätig war und auch bei Dino schon ein kurzes Gastspiel als Übersetzer hatte. Als sich dann abzeichnete, dass Panini die DC-Lizenzen bekommt, schickte ich flugs meine Bewerbung mitsamt einem aussagekräftigen Nacktfoto nach Nettetal und bot mich an, dort für die neuen Redakteure als Tabledancer zu arbeiten, um deren Arbeitsmoral zu stärken.
Der Rest war einfach. Als ich dann mitsamt meinem Spießgesellen Christian Heiß, der sich als pizzabackende Ledermieze eingeschlichen hatte, in den Redaktionsräumen der Paninis ein und ausging, ließen wir einfach die richtigen Redakteure verschwinden und setzten uns stattdessen selbst auf deren Plätze. Und bis heute hat es keiner bemerkt.
3). Bist du mit Eurem Konzept zufrieden, oder liegen schon jetzt Veränderungen in der Luft?
SK: We make that up, as we go along, würde ich sagen. Dadurch, dass sowohl Christian und ich bereits Erfahrungen als Redakteure und Übersetzer gesammelt haben, ist natürlich ein gewisses Gespür vorhanden. Davon abgesehen sind wir beide comicfanatische Irre seit frühester Jugend und besitzen intimste Kenntnisse der Materie, in der wir uns bewegen.
Gleichzeitig haben wir durch den Panini-Verlag einen funktionierenden Apparat im Rücken, der schon seit Jahren beweist, dass er in der Lage ist, den Markt mit qualitativ hochwertiger Ware zu versorgen, auf Veränderungen zu reagieren und trotzdem stabil zu bleiben.
Trotz alledem haben wir natürlich keinerlei Sicherheit, dass unser Konzept, wie wir es für den Start ausgearbeitet haben, der Weisheit letzten Schluss darstellt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir eine „endgültige“ Form, wie wir unsere Hefte präsentieren, in Zusammenarbeit mit den Lesern im Lauf der Zeit ganz automatisch erarbeiten werden, da wir uns von vornherein um eine funktionierende Kommunikation bemühen.
Der Leser, jeder einzelne davon, hat das Machtpotenzial, eine Serie, ein Genre oder einen Verlag an die Spitze zu katapultieren oder im Sumpf verrotten zu lassen. Eine Tatsache, vor der sich manche Verlage aufgrund von Arroganz, Selbstsicherheit oder einfach Inkompetenz zu verschließen neigen. Ein Fehler, den wir tunlichst zu vermeiden suchen. Nur indem wir auf die Wünsche unseres Publikums eingehen und auf die Stimme des Volkes lauschen, werden wir uns auf lange Sicht an diesem schwerumkämpften Markt überhaupt halten können.
Was natürlich nicht heißt, dass wir es von Anfang an jedem unserer Fans recht machen können. So etwas hat es in der gesamten Geschichte der Menschheit noch nie gegeben und wird es nie geben. Aber wir arbeiten daran.
4). Der Superheldenmarkt ist nach einer kurzen Zeit des Booms in der Krise. Siehst du die Preise von DCD, die sich offensichtlich an einen Sammler- und weniger an einen Gelegenheitslesermarkt richten, nicht als Problem?
SK: Ja und Nein. Die „Krise“ in der Comicbranche rührt nicht alleine und einzig daher, zu welchem Preis die Produkte an den Mann gebracht werden. Manche Leute sind sogar der Meinung, dass der Preis in der Entscheidungsfindung der Käufer nur eine absolute untergeordnete bis stellenweise sogar unwichtige Rolle spielt. Der Leser will in erster Linie unterhalten werden. Er will das Gefühl haben, dass er für sein bezahltes Geld, egal wie teuer es ist, ein Heft erhält, das sein Geld auch wert ist.
Seien wir ehrlich: Der Markt befindet sich nicht in der Situation, in der er heute ist, weil Comics zu billig oder zu teuer angeboten wurden und werden. Der Markt ist deshalb so schlimm dran, weil es vor einigen Jahren diesen riesigen Boom gab, zu welchem jeder, der auch nur annähernd wusste, wie ein Comic aussieht, einen eigenen Verlag gründete und neue Serien unters Volk warf. Serien, von denen gut und gerne 70% absoluter geistiger Dünnschiss waren. Egal, ob sie von einem der „Major Publishers“ oder einem Frischling stammten.
Diese Idiotie wurde dann von einer entsprechend unkritischen „Fachpresse“ sowie einer großen Zahl von Wertspekulanten entsprechend angeheizt. Jeder sah, dass sich eine neue Serie mit einer „#1“ auf dem Titel verkaufte, als gäbe es morgen keine Comics mehr auf dieser Erde. Wohlgemerkt nicht wegen eines brauchbaren Inhalt, sondern eben nur wegen einer Handvoll Vollidioten, die den Erwerb dieser Hefte als kurzfristig lukrative Geldanlage sahen.
Die Verlage ließen sich dieses vermeintlich sichere Geschäft natürlich nicht entgehen und erhöhten ihren Output, völlig egal, welcher Dreck dabei veröffentlicht wurde. Die schnelle Mark bzw. der schnelle Dollar war alles, was zählte. Nach einer Weile kühlte das Interesse der Spekulanten wieder ab, der Markt war jedoch inzwischen überschwemmt mit einer unüberschaubaren Anzahl an Titeln, die oft nicht mal das Papier wert waren, auf dem sie gedruckt wurden.
Die Folge: Leser sprangen ab, Verlage machten Verluste, von denen sie sich erst nach vielen Jahren nur zum Teil wieder erholten. Dahingehend sehe ich die aktuelle Situation als eine hervorragende Möglichkeit zu einem neuen Anfang, „a clean slate“. Verlage müssen jetzt wieder mehr auf die Qualität und Quantität ihrer Produkte achten, die sie in die Läden bringen. Und der Leser muss entsprechend seinen Teil dazu tun und die Verlage, an denen ihm etwas liegt, mit seiner Kaufkraft unterstützen.
Wie eingangs erwähnt, ist eine intensive Kommunikation zwischen Verlag und Leser vonnöten. Wir sind bereit, unseren Teil dazu beizutragen. Es liegt am Leser, ob er seinen Part daran erfüllt.