Vier sehr unterschiedliche Graphic Novels sind in den letzten Wochen bei Splitter erschienen.
Bemerkenswert ist EIN ANDERES ISRAEL (24,80 Euro), das letzte große Werk des Beobachters Harvey Pekar, dem mit dem Film AMERICAN SPLENDOUR ein Denkmal gesetzt wurde. Diese Graphic Novel konnte er vor seinem Tod nicht mehr abschließen, weswegen JT Waldman sie zu Ende führen musste. Pekar ist der Protagonist seiner eigenen Geschichte. Er diskutiert mit Waldman über Israels Geschichte und erweist sich dabei erneut als smarter Beobachter, der es versteht, wahrhaftig zu erzählen, aber auch eine Prise Humor zu integrieren. Dieses Buch ist nicht nur eine Geschichtsstunde, es ist auch Harvey Pekars größtes und vielleicht wichtigstes Werk.
NIBIRU (24,80 Euro) ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, die in der Zukunft spielt. Alle Menschen leiden an einer Blutkrankheit, was zu einer veränderten Gesellschaft geführt hat, in der Blutregeln herrschen – aber nicht jeder hält sich daran. Die Verweigerer glauben indes, dass der Planet Nibiru die Erde treffen und alles vernichten wird. Spannend erzählt, schön gezeichnet, vor allem interessant für Leser amerikanischer Comics, da der Stil deutlich mehr in diese Richtung geht und sich somit vom typisch frankobelgischen Look abhebt.
TERRA AUSTRALIS (49,80 Euro) ist ein mehr als 500 Seiten starker Band, der weniger spannend als vielmehr informativ ist. Denn das Künstlerpaar erzählt hier von der Geschichte, wie 1500 Männer und Frauen von England aus nach Australien deportiert werden. Es geht um nichts anderes als die Geburt Australiens. Penibel recherchiert, in ausdrucksstarke Schwarzweißbilder getaucht, ist dies eine Geschichte, die es sich erlauben kann, in Details zu schwelgen. Ein Prachtband – und das nicht nur für Menschen, die ein Faible für Australien haben.
Ganz ohne Worte kommt EIN OZEAN DER LIEBE (29,80 Euro) aus. Wilfrid Lupano erzählt von einem alten Mann, einem Fischer, dessen Leben immer gleich abläuft, der mit der Gattin hadert, zur See fährt und sein Werk verrichtet. Das könnte so gewöhnlich sein, wird unter Lupano und seinem Zeichner Gregory Panaccione jedoch zu einem verspielten, skurrilen Abenteuer auf hoher See, in dem zwar viel geredet wird, man aber nichts hört. Sprechblasen gibt es nicht, Soundwords auch nicht, stattdessen sprechen ganz allein Panacciones karikierende Zeichnungen, die trotzdem die ganz großen Gefühle transportieren. Ein ungewöhnlicher, aber bezaubernd schöner Comic.