Es gibt Filme, die sind schlecht und vergessenswert. Und dann gibt es Filme, die sind zwar objektiv betrachtet absolute Grütze, aber sie haben enormen Unterhaltungswert und qualifizieren sich in der Kategorie guilty pleasures, in die man all jene Streifen packt, die gerade ihres Unvermögens wegen so herrlich schön sind. HOWARD THE DUCK ist ein solcher FIlm.
Der Film basiert auf der gleichnamigen Comic-Figur, die Steve Gerber in den 70er Jahren für den Verlag Marvel entwickelt hat. Er nutzte die Figur, um satirisch verschiedene Dinge anzupacken, die ihm schon immer auf den Nägeln brannten, und das nicht nur im Comic-Bereich, da Howard mit seinem Blick von außen auf die Menschheit natürlich der perfekte Träger für einen unverklärten Blick auf die Menschheit war.
In den 70er Jahren war Howard kurzzeitig enorm populär. Er brachte etwas in die Superheldencomics, das man so bis dato nicht gesehen hatte. Doch der Ruhm hielt nicht lange vor, Disney klopfte an, weil man der Meinung war, hier würde aus Donald Duck Kapital geschlagen (weswegen sich Marvel auch verpflichten musste, Howard künftig in Hosen agieren zu lassen; anders als Erpel Donald, der unten ohne rumläuft) und der Hype ließ nach. Heutzutage ist man soweit, dass Howard nicht mal mehr sein Aussehen von früher besitzt und damit keinerlei Verwechslungsgefahr zu Donald mehr besteht.
Man vergaß Howard. Und dennoch war es der Bewohner von Duckworld, der Mitte der 80er als einer der ersten Marvel-Helden in einem großzügig budgetierten Film auf die Menschheit losgelassen wurde.
Howard wird per Zufall zur Erde geholt, wo er versucht, sich einzuleben. Doch das ist einfacher gesagt, als getan, denn zusammen mit der Sängerin Beverly muss er eine außerirdische Invasion stoppen.
Das klingt so richtig schön schräg, und ist es auch. Als Produzent dieses Films fungierte George Lucas mit seiner Firma Lucasfilm. Der STAR WARS-Schöpfer ließ sich das Spektakel einiges kosten.
Ein Budget von 30 Millionen Dollar wurde aufgebracht, wobei alleine zwei Millionen Dollar in die Entwick-lung des Entenanzugs flossen. Gebracht hat es nicht viel, denn Howard sieht unglaublich unbewegt aus. Zu keinem Zeitpunkt stellt sich das Gefühl ein, einen lebensechten Entenmann vor sich zu haben.
Die Regie übernahm Willard Huyck, der zuvor mit Gloria Katz das Drehbuch zu INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES geschrieben und ANGRIFF IST DIE BESTE VERTEIDIGUNG inszeniert hatte.
Für die Hauptrolle der Sängerin Beverly hollte man Lea Thompson, den Traum aller Schwiegereltern. Sie setzte sich gegen solch illustre Mitbewerberinnen wie Phoebe Cates, Tori Amos und Belinda Carlisle durch. Weiterhin mit an Bord sind Jeffrey Jones als Wissenschaftler und Tim Robbins als Beverlys durchgeknallter Kumpel.
George Lucas setzte damals große Hoffnungen auf HOWARD THE DUCK, da er gerade für 50 Millionen Dollar den Skywalker-Ranch-Komplex errichtet hatte, doch er wurde enttäuscht.
Der Film erwies sich an der Kinokasse als Rohrkrepierer. Und als wäre das noch nicht genug, gab’s auch noch jede Menge Spott und Häme. HOWARD THE DUCK kam und verschwand auch schnell wieder. Am Ende blieb ein rotes Minus zurück, das Lucas sogar zwang, Teile seines Imperiums, darunter die Animationsabteilung, aus der unter Steve Jobs später Pixar werden sollte, zu veräußern.
Was Lucas dazu bewegt haben muss, ausgerechnet HOWARD THE DUCK zu verfilmen? Immerhin hätte es Dutzende, wenn nicht Hunderte andere, echte Helden gegeben, die mit der ILM-Unterstützung auch Mitte der 80er Jahre schon gut umsetzbar gewesen wären. Stattdessen verlegte man sich auf einen Enterich, der zu der Zeit schon die besten Jahre hinter sich hatte.
Ein guter Film ist HOWARD THE DUCK auch sicherlich nicht – weder formal noch inhaltlich -, aber er ist ein absolut umwerfender Spaß. Sicherlich, man darf nicht alles bierernst sehen, aber schafft man das, so erweist sich der Film als geradezu wundervolles Kleinod des abseitigen Geschmacks, das noch dazu auch über ein paar echt fetzige Rocksongs verfügt.