ESSAI (19,99 Euro) basiert auf einer wahren Begebenheit und erzählt von der Kolonie Essai, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem Tal in den Ardennenwäldern gegründet worden ist.
Erst war es ein Aussteiger, dann kamen weitere Menschen, die den experimentellen Kommunismus leben wollten, aber an sich selbst scheiterten. Im Bonusmaterial finden sich weitere Informationen über die Kolonie, deren Name schon alles sagte: Versuch, Probe, Test.
Mit dem Doppelband MURENA 1&2 (24,80 Euro) beginnt die Neuveröffentlichung von Jean Dufaux‘ großem Historiendrama, in dem Fiktives mit Überliefertem kombiniert wird. So agieren Nemo, der später Rom anzündete, und Lucius Murena nebeneinander. Erst als Freunde, später als Feinde. Packend erzählt, akribisch recherchiert und wundervoll in Szene gesetzt, ist dies ein Comic für alle, die die Fernsehserie ROM liebten. Ausführliches Hintergrundmaterial sorgt für die comic-, aber auch zeitgeschichtliche Einordnung.
Dazu passend gibt es ROMA 2 (15,80 Euro), mit dem die Jahrhunderte umspannende Betrachtung der ewigen Stadt weitergeht. Diesmal befindet man sich im Jahr 217 vor Christus. Geschildert wird die Zeit, als Hannibal vor den Toren Roms stand, aber es geht um mehr als das. Denn die Autoren dieser Konzeptserie haben ein verbindendes Element eingewoben, das aber nicht verhindert, dass jede Geschichte dieser Reihe für sich genossen werden kann.
Weit moderner gestaltet sich da schon die DAN COOPER GESAMTAUSGABE 3 (29,80 Euro), die die Geschichten der Jahre 1960 bis 1962 enthält. Die Serie hat sich hier gefunden, Autor und Zeichner Albert Weinberg präsentiert rasante, mittlerweile nicht mehr SF-lastige Geschichten, die den Militärpiloten Dan Cooper praktisch überall auf der Welt aktiv werden lassen. Die Optik ist dabei deutlich moderner geraten. Toll an dieser Gesamtausgabe ist auch der redaktionelle Teil, der nicht nur die Serienhistorie aufarbeitet, sondern auch die kuriose deutsche Publikationsgeschichte beleuchtet.
Einen Westernklassiker gibt es mit RINGO GESAMTAUSGABE 1 (22,80 Euro). Ein zweiter Band wird die Reihe abschließen. Geboten sind die von 1965 an erschienenen Abenteuer von Ringo, die auch so etwas wie eine William-Vance-Werkschau sind. Denn die Abenteuer des Wells-Fargo-Agenten in diesem Band sind aus der Mitte der 1960er Jahre, die aus dem zweiten Band aus den späten 1970er Jahren. Damit einher geht auch, dass man die stilistische Veränderung und Weiterentwicklung des Künstlers verfolgen kann. Etwas enttäuschend an dieser Ausgabe ist, dass der redaktionelle Teil spärlich ist und sich nur auf die Veröffentlichungshistorie der zwei enthaltenen Alben bezieht.
INSEL DER FRAUEN (19,80 Euro) ist ein faszinierender Comic-Roman, der davon erzählt, wie die Männer einer bretonischen Insel 1914 in den Krieg ziehen. Nur Mael, der einen Klumpfuß hat, bleibt zurück und dient fortan als Postbote. Als solcher verteilt er nicht nur die Post, sondern wohnt den Frauen in einsamen Stunden bei. Narrativ auf ihn konzentriert, entwickelt man doch eine Abscheu vor diesem Mann, weil er manipulativ ist, um zu bekommen, was er will. Zugleich ist er eine tragische Figur, weil ihm Zeitlebens alles vorenthalten war, doch die Kriegsjahre wurden zu seinen schönsten. Es ist eine einfühlsame, ehrliche, am Ende extrem konsequente Geschichte, die den Krieg auf eine Weise zeigt, wie man ihn ansonsten nicht sieht: aus dem Blickwinkel derjenigen, die zurückblieben.