Bevor Marvel kam, waren die Superhelden mit ihren gottähnlichen Kräften mehr denn bloße Sterbliche. Ein Privatleben hatten sie nur hin und wieder, persönliche Probleme schon gar nicht. Erst als die Marvel-Helden Anfang der 60er Jahre die Bühne betraten änderte sich etwas. Stan Lee, Redakteur und Autor bei Marvel, der zusammen mit seinem Partner Jack Kirby so gut wie alle wichtigen Helden des Verlags erfand, brachte etwas Neues in die Mischung ein. Er gab seinen Helden ein Leben abseits der Kostüme, setzte auf Soap-Elemente, die die Leser mehr zu faszinieren vermochten, als es eine über 20 Seiten ausgebreitete Prügelei konnte. Bei Marvel bekamen die Helden ein Leben – und die Leser Helden, mit denen sie sich nicht zuletzt ihrer Probleme wegen identifizieren konnten.

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Als Lee dem Herausgeber Martin Goodman seine Idee von Spider-Man vorschlug, lehnte dieser ab. Spinnen, so Goodman, fänden die Leute eklig. Darum würde auch keiner die Abenteuer eines Spinnenmanns kaufen. Seine Idee aufgeben, wollte Lee jedoch auch nicht. Er wartete auf seine Chance und erhielt sie mit der Comic-Reihe „Amazing Fantasy“, die verschiedene Geschichten und Helden vorstellte und auf Grund schlechter Verkaufszahlen dem Tod entgegensah. Für das letzte Heft, die Nr. 15, entwickelte Lee nun seinen „Spider-Man“. Jack Kirby besorgte das Design, doch die Zeichnungen des eigentlichen Hefts übernahm der auch heute noch sehr zurückgezogen lebende Steve Ditko. Anders als Kirby, der einen sehr gewaltigen, dynamischen Strich hatte, brachte Ditko auch die Schlaksigkeit von Spider-Mans Alter Ego Peter Parker zum Vorschein.

Das Besondere an Spider-Man war, dass sich hier ein Held fand, der dasselbe Alter wie die Leserschaft hatte. Zumeist fanden sich jugendliche Helden nur als Sidekicks wieder (wie etwa Robin zu Batman), doch hier war der Teenager der Held, war sein eigener Sidekick und sprach nicht mit einer Art Mentor, sondern gab Monologe zum Besten. Um ihn nicht mit sich selbst reden zu lassen, führte Lee sehr schnell Gedankenblasen ein, da diese ihm die Möglichkeit gaben, Parker über Dinge nachdenken zu lassen, die mit dem tatsächlichen Geschehen der Szene kaum oder gar nichts zu tun hatten, den Leser aber faszinierten und den Helden menschlicher gestalteten – denn auch während seiner größten Kämpfe denkt der junge Mann des Öfteren an all die Probleme, von denen er Tag für Tag erschlagen wird.

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Spider-Man war etwas Besonderes und die Leser trugen dem Rechnung. Als Abfallprodukt konzipiert, erlebte „Amazing Fantasy 15“ traumhafte Verkäufe, die eines klar machten: Spider-Man brauchte eine eigene Serie. Ein gutes halbes Jahr später war es soweit, die Serie „The Amazing Spider-Man“ debütierte.

Von Peter

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