Mitleid bekommt man umsonst, Neid muss man sich erarbeiten. Der Belgier Jean Van Hamme hat ihn sich erarbeitet. Er ist einer der erfolgreichsten Szenaristen im frankobelgischen Raum, ein Mann, der den Spitznamen „Mister 10 Prozent“ auch schätzt. Wie er zustande kam? Angeblich, weil Van Hammes Werke alleine schon für ein Zehntel des Umsatzes im frankobelgischen Markt gut sind. Und das mit Geschichten, denen man nachsagt, dass sie geradlinig, wenig komplex, routiniert sind. Aber sie sind auch weit mehr als das: Sie sind erstklassige Action-Abenteuer, die von zeitloser Schönheit sind und Jahr für Jahr neue Leser finden.
Jean Van Hamme wurde am 16. Januar 1939 in Brüssel geboren. Er studierte Finanzwissenschaft, interessierte sich aber für das Schreiben. In den 60er Jahren fand er erste Aufträge, bis 1976 blieb er jedoch seinem Tagesjob im Marketing. Erst danach konzentrierte sich Van Hamme komplett auf das Schreiben. Drei Serien sind es, für die Van Hamme besonders geliebt wird: Thorgal, XIII und Largo Winch. Letzterer debütierte nicht als Comic-Held. Stattdessen verfasste Van Hamme von 1977 bis 1984 sechs Romane, der Comic folgte erst vier Jahre später und wurde, was Sex und Gewalt betrifft, etwas entschärft.
Allen drei Serien ist gemein, dass sie enorm erfolgreich sind und nach wie vor fortgesetzt werden, wenn auch nicht mehr von Van Hamme selbst. Sowohl XIII als auch Thorgal wurde von Yves Sente übernommen, die kommerziell erfolgreichste Serie Largo Winch leitet er jedoch weiterhin, zuletzt mit dem 2012 erschienenen 18. Band.
Zusammen mit dem Thorgal-Zeichner Grzegorz Rosinski zeichnete Van Hamme auch für die hochgelobte Fantasy-Erzählung Die große Macht des kleinen Schninkel verantwortlich, die eine freie Bearbeitung des Neuen Testaments ist und Elemente von 2001 – Odyssee im Weltall aufgreift. Auch abseits seiner großen Klassiker war Van Hamme umtriebig. Er verfasste mehrere Blake und Mortimer-Abenteuer und die Serien Wayne Shelton, Tony Stark und Lady S.