Der Syfy Channel hat uns ein Interview mit Rick Remender zur Fernsehadaption seiner Serie DEADLY CLASS zur Verfügung gestellt.


Rick Remender © SYFY Media LLC

Kannst du uns kurz erzählen, wie du auf die Idee zu DEADLY CLASS kamst?

Den Titel für DEADLY CLASS habe ich 1997 in einem Notizbuch aufgeschrieben, während ich 1997 als Animator an Don Bluth gearbeitet habe. Die Zeit verging, und ich hatte bereits acht Jahre lang für Marvel Comics gearbeitet und gesehen, wie Leute Dinge entwickelten, die zu 100-Millionen Dollar Filmen wurden und nichts von diesem Erfolg abbekamen. Mir wurde klar, dass ich meine Zukunft praktisch in fremde Hände gab, wenn ich mein Leben nur damit verbrachte, die IPs von Marvel oder DC Comics zu entwickeln. Also beschloss ich, zu kündigen und wieder an meinen eigenen Serien zu arbeiten.

Du hast also deinen Job bei Marvel gekündigt?

Ja. Und sobald ich wusste, dass ich bei Marvel kündigen würde, habe ich mit DEADLY CLASS gestartet.

Wann war das?

… 2013. Als mir klar wurde, dass ich mir selbst etwas aufbauen musste, um gehen zu können. Also ging ich meinen Berg von ungefähr 200 Ideen und Konzepten von Dingen durch, die ich eines Tages ausbauen wollte und fand zwei Dinge: „Reagan Youth“ und DEADLY CLASS. „Reagan Youth“ war die Idee eines authentischen Schnappschusses der Generation X, wie ich sie als Punk-Rock und Skating Kid der 80ern sah, und handelt von meinen Freunden und mir und unseren Abenteuern und Fehlschlägen – natürlich etwas kreativ ausgebaut. DEADLY CLASS war eine Schule für Auftragsmörder, allerdings habe ich nie so richtig einen Weg in die Story gefunden.

Irgendwann wurde mir klar, dass ich die beiden einfach zu einem verrückten Mix kombinieren und authentische Geschichten der Generation X und meiner eigenen Kindheit erzählen sollte, die in dieser mörderischen Welt aufwachsen…

Wo bist du aufgewachsen?

In Phoenix, Arizona. Das hatte seine eigenen Vor- und Nachteile, aber ein interessanter Aspekt von Phoenix war die Nähe zur Punk-Rock-Szene aus Los Angeles, so dass diese Kultur auch Phoenix und seine Jugend stark beeinflusste.

Ich hatte selbst meine Jahre als Punk-Rock-Kid auf dem Skateboard, auf dem Weg zur Schule, im College, auf Parkplätzen verbracht.

Und ja, so kam ich irgendwann darauf, dass ich diese beiden Dinge kombinieren wollte. Plötzlich begriff ich, dass mit DEADLY CLASS eine Geschiche schreiben könnte, in der das sprichwörtliche Messer im Rücken keine Metapher mehr war und all die scheinbar monumentalen und weltverändernden Ereignisse der Teenagerjahre und frühen 20er tatsächlich monumental und weltbewegend wären.

Eine Schule für Assassinen könnte als Sinnbild für all diese Institutionen funktionieren, die gute und unschuldige Menschen aufnimmt und als Monster wieder ausspuckt. Davon gibt es ja eine Menge in dieser Welt. So viele Menschen, die dazu fähig sind, als Wall-Street-Egomanen die Existenz von kleinen Familienunternehmen zerstören, oder tatsächlich zu Kriminellen oder Mördern werden. Als ich mir über die Ideologie, die die Schule repräsentieren würde und was ich mit diesen Kids aussagen wollte, klar wurde, fand ich die Logline für Markus, „eine moralisch korrekte Person gestrandet an einem unmoralischen Ort“. Die Frage ist: Kann eine moralische Person an einem unmoralischen Ort moralisch bleiben?

Außerdem wollte ich die 80er Jahre zeigen, in denen ich aufgewachsen bin, nicht die 80er, wie man sie aus Film und Fernsehen kennt, wo jeder von Ghostbusters und E.T. besessen war, und Stulpen und Zauberwürfeln. Ich wollte das Zeug, das ich mochte, die Szene, in der ich aufgewachsen bin und die Menschen die ich kannte. All diese Einflüsse kamen zusammen und das ist das Ergebnis.

Wie lief der Prozess, deine Comicserie in eine TV Serie zu adaptieren?

Wir sind von Portland nach Los Angeles umgezogen und ich hatte einige Meetings. Meine Agentur UTA, die mich repräsentiert, hat einen Haufen Anrufe bekommen und viele Leute wollten mit mir darüber reden, wie man Deadly Class in einen Film oder eine Serie umzusetzen könnte, aber jeder sagte am Ende „Nein“. Trotzdem bestellten sie mich zu sich um mir zu sagen, wie sie mein Projekt verbessern würden. Ich dachte mir nur „Fuck you“. Irgendwann hab ich einfach gesagt: „Ich will nicht mehr. Ich werde es nicht ändern.“

Sony hat sich irgendwann gemeldet und Chris Parnell, der jetzt Co-President ist, und Max Aronson, der inzwischen bei Apple arbeitet, haben verstanden, was diese Geschichte wirklich ist. Ich habe gesagt, „Ich mache die Musik, ich schreibe das meiste davon, ich entwickle es.“ Und sie sagten nur: „Großartig.“

Sie wollten, dass ich mit jemandem zusammenarbeite, der TV-Erfahrung hat, also stellten sie mir Miles [Orion Feldsott, Co-Creator] vor. Wir entwickelten das Ding und fuhren herum um es zu pitchen. Und Eli und Alex von SYFY waren Fans und wollten das Buch sowieso haben, war es für uns alle eine glückliche Situation.

Ausserdem hatten wir auch noch das unglaubliche Glück, dass die Russo Brüder uns kontaktierten und sagten, dass sie Fans von DEADLY CLASS wären und Interesse hätten. Ich habe ihnen gesagt, dass die Lizenz bei Sony liegt, aber ich bin ein großer Fan der Russos – sie sind eines der wenigen künstlerischen Teams, die ihre Integrität und ihr künstlerisches Feingefühl behalten und ihr Handwerk beherrschen, während sie trotzdem große kommerziellen Erfolg haben – das ist so ein seltener und magischer Mix. Die Möglichkeit, mit ihnen zu arbeiten und von ihnen zu lernen, das war einfach eine große Gelegenheit für mich. Also gingen wir einen Schritt zurück und verhandelten die Verträge neu und bezogen die Russos mit ein, was den großen Unterschied machte.

Was mir am meisten an der Pilotfolge Spaß gemacht hat, war das Konzept dieser Grüppchenbildung. Es ist nicht „Oh, wir sind alle Außenseiter, deswegen sind wir jetzt alle nett zueinander.“ Jeder kleine Fehler hat echte Konsequenzen. Und hoffentlich ist das allgemeingültig.

Meine Frau ist Engländerin und kann es nicht ganz nachvollziehen. Sie sagt: „Diese Gruppenbildung, versteh ich nicht. Was löuft falsch in Amerika?“ und: „Wir hatten keine Sportler und Cheerleader… Sie sind offensichtlich populär, aber Amerikaner haben einen besonderen Drang sich besonders in Gruppen abzugrenzen, der schon in der High School beginnt…“

Die Psychologie dahinter fasziniert mich. Es ist so ein amerikanisches Ding. Wie diese Gruppen sich zusammensetzen, hat sich in den letzten 30 Jahren geändert, aber es passiert nach wie vor. Früher waren es die Geeks, die Kiffer, die Sportler, die Punks, die Gothics, die Hip-Hopper.

Einer der Gründe warum ich es so interessant fand, dieses Buch zu machen, war diese faszinierende Abbildung unserer Gesellschaft durch diese Gruppen. Es erinnert an Alan Moores Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, wo er all diese berühmten, literarischen Figuren genommen hat und ein Team aus ihnen gemacht hat.

Und dann realisiert man, dass die 80er so eine wunderbare Ansammlung von Subkulturen hatte die alle ihre eigenen Ansichten und Ideologien und Musik hatten. Das haben wir so nicht mehr. Man bekommt so ein Gefängnisgefühl, aber für mich war die High School wirklich wie ein Gefängnis.

Von Peter

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