Lange Zeit hofften die Fans noch darauf, dass Guillermo del Toro seine anvisierte Trilogie rund um HELLBOY würde abschließen können, doch die Jahre vergingen und die Wahrscheinlichkeit wurde immer geringer. Dabei hätte nur noch ein Film gefehlt, um eine runde Geschichte von Hellboys Geburt bis zu seiner Höllenfahrt zu erzählen. Aber es sollte nicht sein.
Denn als ein neuer HELLBOY angekündigt wurde, war auch schnell klar, dass es sich dabei um einen Reboot handeln würde. Neuer Regisseur, neuer Hauptdarsteller, neuer Ansatz. Denn der neue Film geht mehr in Richtung Horror. Fantasy-Elemente sind vorhanden, Splatter aber auch – und das nicht nur gegenüber phantastischen Kreaturen wie Riesen, sondern auch Menschen, was sich besonders im Finale zeigt. Darum holte man auch Neil Marshall für den Regieposten. Er hat mit Filmen wie DOG SOLDIERS oder DESCENT bewiesen, wozu er fähig ist.
Hellboy muss in London gegen die Blutkönigin Nimue antreten, die vor 1500 Jahren von König Artus besiegt, zerstückelt und in allen Teilen des Königreichs versteckt wurde. Aber nun hat jemand sie wiederzusammengefügt und Nimue macht sich daran, das Ende der Menschheit heraufzubeschwören. Als sie dabei Hellboy gewahr wird, ist ihr klar, dass er an ihrer Seite stehen muss, damit die Prophezeiung und damit auch Hellboys Schicksal sich erfüllt. Der Höllenjunge erhält Hilfe von dem Medium Alice und dem Monsterjäger Daimio.
Mike Mignola, der Hellboy erfunden hat, brachte sich als Produzent stärker in die Produktion ein. Er erklärte, dass der neue Ansatz seiner Meinung nach der bessere ist, weil das Ganze dann weniger wie ein Comic-Film – oder präziser: ein Superheldenfilm – wirkt. Stattdessen konzentriert man sich auf den anderen Aspekt der Comics und fokussiert sich stärker auf die Folklore und die Horror-Mythologie, die Mignola in einem Vierteljahrhundert in seinem Comic einfließen ließ. Das gilt einerseits für Hellboy selbst, aber auch für die reichhaltige Welt, die mit dieser Figur einhergeht. So gibt es einen Rückblick auf Hellboys Geburt, bei der man auch Kroenen und Rasputin zu sehen bekommt. In dieser Sequenz taucht auch der von Thomas Haden Church gespielte Nazi-Jäger Lobster Johnson auf. Der empfiehlt sich damit gleich für ein Spin-off.
STRANGER THINGS-Star David Harbour spielt Hellboy und füllt die großen Fußstapfen von Ron Perlman perfekt aus. Neu besetzt wurde auch Hellboys Ziehvater – jetzt wird er von Ian McShane gespielt, der mit seinem Vorgänger John Hurt befreundet war. Auf Abe Sapien und Liz muss man verzichten, aber auf letzteren verweist man immerhin im Epilog.
Neu ist auch Ben Daimio, der ursprünglich von Ed Skrein gespielt werden sollte, bis der merkte, dass die Figur asiatisch ist und sich zurückzog, damit auch ein Asiate dafür besetzt werden konnte. LOST-Star Daniel Dae Kim erhielt den Zuschlag. Der Produktion warf man später Heuchelei vor, da die Figur der Alice Monaghan eigentlich eine rothaarige Irin ist, jetzt aber von der Afroamerikanerin Sasha Lane gespielt wird. Nicht ganz zu Unrecht wurde darauf verwiesen, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Als Gegnerin brilliert Milla Jovovich (RESIDENT EVIL), die die Blutkönigin Nimue spielt.
Der größte Unterschied zu den beiden Vorgängerfilmen ist sicherlich nicht nur der Umstand, dass ein Genrewechsel vollzogen wird, sondern auch, dass dieser Film ein R-Rating in den USA hat. Das traute man sich zuvor nicht, der Erfolg von DEADPOOL machte es aber möglich. Der neue HELLBOY ist deutlich günstiger als seine Vorgänger, die 66 bzw. 85 Millionen kosteten. Die Chancen auf den Erfolg stehen also gut, so dass der neue Höllenjunge langlebiger sein könnte als die alte Version. Denn HELLBOY – CALL OF DARKNESS ist ein rundum gelungener Film, der sich weit stärker an Mignolas Vorlage orientiert und dem Ganzen den notwendigen Schuss Horror verpasst. Der Comic, auf den sich dieser Film besonders bezieht, findet sich übrigens im HELLBOY KOMPENDIUM 3 von Cross Cult.