Mit seinem neuesten Werk „Vanikoro“ nimmt sich Patrick Prugne wieder einer historischen Geschichte an. Einer, die verbürgt ist. Zumindest, was das Verschwinden von zwei französischen Fregatten betrifft.
Es war die ehrgeizigste Expedition des Zeitalters der Aufklärung: 1785 verlassen zwei Fregatten den Hafen von Brest, um den Pazifik zu erforschen, von Alaska bis nach Australien, von Asien bis nach Amerika. Die Unternehmung beginnt gut, und unter der Führung des Marineoffiziers Lapérouse füllen sich die Laderäume mit exotischen Pflanzen und Mineralien und die Logbücher der Reisenden mit aufschlussreichen Beobachtungen. Doch im Jahre 1788 treibt ein gewaltiger Sturm die Schiffe gegen die Riffe der unerforschten Insel Vanikoro, und das Expeditionskorps verschwindet von der Landkarte.
Das Verschwinden der Schiffe ist belegt, die handelnden Figuren hat es wirklich gegeben. Aber was mit ihnen geschehen ist, entspringt ganz und gar Prugnes Phantasie, der auf gängige Theorien zurückgreift, sie sich zu eigen macht und ausbaut. Ob er damit der Wahrheit nahekommt, wird wohl niemals belegt werden, an der Wirkungsweise seines in prächtigen Aquarellfarben gehaltenen Comics ändert das nichts. Er hat einmal mehr ein spannendes Stück Historien-Comic abgeliefert, das wie schon seine früheren Arbeiten auf ein Setting setzt, das in diesem Medium tatsächlich noch nicht so sehr ausgeschlachtet wurde. Herausgekommen ist eine Graphic Novel, die sich nahtlos in seine bisheriges Oeuvre einreiht.