Starlin war noch jung, als er Thanos erfand. Die Idee zu der Figur hatte er, als er aufs College ging – nach seiner Zeit beim Militär, aber noch bevor er in die Welt der Comics vorgedrungen war. Einer seiner Kurse war Psychologie, und da dachte er an Thanos und an Drax the Destroyer.
„Ich weiß nicht, wie ich auf letzteren kam, möglicherweise aber, weil ich mich mit Aggressionsbewältigung befasste“, erinnerte sich Starlin Jahre später. Er sprach mit Roy Thomas darüber, eine Ausgabe von IRON MAN zu machen. Es war das Heft mit der Nummer 55. Also entwickelte er den Plot des Heftes und die Figur, während Mike Friedrich es schrieb. Starlin war nicht sicher, ob seine Comic-Karriere langlebig sein würde, darum wollte er in das Heft so viel packen, wie er nur konnte. „Thanos hatte ich ursprünglich weit dünner angelegt“, so Starlin, „aber Roy empfahl, ihm mehr Muskeln zu verpassen. Das habe ich getan, so dass sich die Figur von den ersten Skizzen bis zum fertigen Heft stark entwickelte. Später habe ich ihn immer größer werden lassen.“
Häufig wird Thanos mit dem DC-Schurken Darkseid verglichen, auch und gerade, weil beide Figuren einander ähnlichsehen. Aber wie Jim Starlin Jahre später Brian Cronin für seine Reihe „Comic Book Legends Revealed“ enthüllte, war es umgekehrt: „Kirby hatte die New Gods bei DC gemacht, die ich großartig fand. Ich war davon sehr inspiriert, aber nicht in Bezug auf Thanos. Als ich die ersten Skizzen anfertigte, sah er, wenn er schon jemandem ähnlichsah, noch am ehesten nach Metron aus. Ich hatte Ideen zu all diesen unterschiedlichen Göttern und daraus wurden schließlich Thanos und die Titanen. Als Roy mein ursprüngliches Thanos-Design mit einer Figur in einem Metronähnlichen Stuhl sah, meinte er zu mir nur: Mach ihn größer. Wenn du schon von den New Gods klaust, dann nimm wenigstens Darkseid, den richtigen guten.“
Den Rat beherzigte Starlin. Im Februar 1973 erschien dann das IRON MAN-Heft, das schon von Starlins Interesse für kosmische Geschichten zeugt, denn hier etabliert er schon Drax‘ Hass auf Thanos und lässt letzteren dann auch gegen Iron Man antreten, weswegen dieser sich mit Drax verbünden muss.
Direkt nach diesem Heft kam Starlin zu CAPTAIN MARVEL, das von Mike Friedrich geschrieben wurde. Starlin zeichnete die im März 1973 erschienene Nummer 25 und begann mit dem darauffolgenden Heft, auch den Plot der Serie zu entwickeln, während Friedrich den Text schrieb. Weiterhin war Starlin von seinem wahnsinnigen Titanen fasziniert und brachte ihn auch in die Geschichte ein. Ein Muster, das er im Lauf der Jahre wiederholen sollte, wenn er Serien übernahm und Thanos dann zum Gegenspieler wurde. Beginnend mit „Betrayal!“ erzählt Starlin die ganz große Geschichte, in der Mar-Vell und Mentor zusammen mit Eros gegen den den Tod anbetenden Thanos antreten müssen – und das in einem Kampf um den Kosmischen Würfel. Im Verlauf dieses Epos wird Thanos zum omnipotenten Beinahe-Gott, während Mar-Vell von dem kosmischen Wesen Eon zum Schutzherrn des Universums gemacht wird. Der finale Schlagabtausch macht dann ungeschehen, was Thanos getan hat.
Die Geschichte endete mit CAPTAIN MARVEL 33 im Juli 1974, ein weiteres Heft wurde von Starlin noch umgesetzt, dann kam es zum Disput, weswegen er die Serie verließ. Die Streitigkeiten mit Marvel wurden zwar beigelegt, zu dem Zeitpunkt war die Serie aber schon in neuer Hand, weswegen Roy Thomas ihn fragte, was er sonst gerne machen würde. Starlin nahm sich ein paar alte FANTASTIC FOUR-Heft vor und fand die Inspiration dafür, was er machen wollte.
„Ich hatte aus Captain Marvel, der in seiner Essenz ein Krieger ist, eine messianische Figur gemacht“, erzählte er in einer Ausgabe von „Back Issue“. Und weiter: „Als ich also überlegte, was ich mit Warlock machen könnte, fragte ich mich, wohin die Reise gehen könnte, da dies schon eine messianische Figur ist. Ich beschloss also, ihn zu einem paranoiden Schizophrenen zu machen.“
Er belebte die Figur in den Ausgaben 178 bis 181 von STRANGE TALES und entwickelte eine große, kosmische Erzählung, die als die „Magus Saga“ bekannt wurde. Im Verlauf dieser Geschichte findet Warlock heraus, dass sein Gegner, der Magus, eine zukünftige Version seiner Selbst ist, die von einem Infinity-Stein in den Wahnsinn getrieben wurde und in die Vergangenheit zurückkehrte. Warlock beschließt darum, in die Zukunft zu reisen und die Zeitlinie zu verändern, während Thanos die Infinity-Steine an sich bringen und die Sonne der Erde vernichten will.
Fortgesetzt wurde die Geschichte in WARLOCK 9-15, wobei einige lose Fäden in MARVEL TEAM-UP 55 (März 1977), AVENGERS ANNUAL 7 (November 1977) und MARVEL TWO-IN-ONE ANNUAL 2 (Dezember 1977) aufgelöst wurden.
Um Thanos wurde es danach still – zumindest, was Jim Starlin betraf, aber dafür erhielt er 1982 die Gelegenheit, in der ersten aller Marvel Graphic Novels Mar-Vells Ableben zu schildern. Nicht in einem gigantischen Kampf gegen Schurken aller Art, sondern gegen den Krebs, der ihn innerlich auffraß. Auch hier fand Starlin aber die Gelegenheit, Thanos einzubinden.