Eigentlich hätte THE WALKING DEAD: WORLD BEYOND, die dritte Serie des Franchise, schon im Sommer starten sollen, wurde wegen Corona aber verschoben. Seit ein paar Wochen laufen die Folgen nun sowohl in den USA als auch hierzulande bei Amazon Prime. Um es kurz zu machen: Das Warten hat sich nicht gelohnt.
Was hier präsentiert wird, ist eine Magermilchversion der Hauptserie, eine Zombie-Geschichte mit Teenagern im Mittelpunkt, die an ihrer eigenen Dümmlichkeit zu ersticken droht. Vor allem eine Serie, die anmutet, als hätte man THE WALKING DEAD für den Kindersender Nickelodeon neu erfunden.
Die Hauptfiguren waren noch kleine Kinder, als die Zombie-Apokalypse stattfand. Die letzten zehn Jahre haben sie in einer mit Mauern umzogenen Enklave verbracht – sozusagen ein normales Leben geführt, auch wenn man sie ausbildete, im Notfall Zombies töten zu können.
Dies ist eine von drei Ortschaften, die miteinander verbandelt sind, und sie alle stehen in Kontakt mit der Civic Republic, die alles zu haben scheint, aber isolationistisch ist und niemanden Zutritt zu ihrem Territorium erlaubt, geschweige denn offenbart, wo es ist.
Der Vater von Iris und Hope ist ein Wissenschaftler, der zur Civic Republic eingeladen wurde, um zu helfen, die Allianz zu schmieden. Doch Iris und Hope erhalten eine Nachricht, die sie glauben lässt, dass ihr Vater in Gefahr ist. Sie finden heraus, dass er sich irgendwo im Staat New York aufhält und machen sich mit Freunden auf die gefährliche Reise.
Die vier Teenager-Hauptfiguren benehmen sich schon in den ersten drei Folgen derart dämlich, dass man sich ständig nur fragen kann, wie die auch nur fünf Minuten im Freien überleben.
Dazu kommt, dass die Figuren reichlich farblos sind. Einer der Töchter wurde ein Trauma angedichtet, der sie begleitende Nerd und der stille, tumbe Koloss sind pure Stereotypen. Mit diesen Figuren wird man nicht warm, weil sie im Grunde nur Karikaturen dessen sind, was man für echtes Drama benötigt.
Die Geschichte selbst ist aber auch hanebüchen, weil die Vier sich zwar auf die Reise begeben, aber keine Ahnung haben, was sie eigentlich tun. Während man zum Ende der dritten Folge immerhin erfährt, dass die Civic Republic alles hat, was es früher auch gab: Strom, Fernsehen, Gas, und 200.000 Einwohner. Ganz zu schweigen von düsteren Geheimnissen. Wie die aussehen, kann man sich nach zehn Staffeln THE WALKING DEAD und fünf Staffeln FEAR THE WALKING DEAD aber auch gut vorstellen.
Die Verbissenheit, mit der Zombies nicht Zombies genannt werden, ist mittlerweile schon penetrant. Man hat ja schon in den Hauptserien alles Mögliche gehört, hier sind es nun „die Verlassenen“. Und jedes Mal, wenn eine Figur den Terminus benützt, klingt es peinlich.
Entwickelt wurde die Serie von Scott M. Gimple, der die Hauptserie eigentlich ganz gut geleitet hatte, und Matthrew Negrete, der für sie als Autor tätig war. Bei ihrer neuen Show scheinen sie aber alles vergessen zu haben und das eigene Talent nicht anzapfen zu können.
Die Serie konzentriert sich auf Teenie-Melodrama, ist schlecht geschrieben und mau gespielt – allenfalls Alexa Mansour sticht aus dem Ensemble heraus. Alle anderen sind unterirdisch.
Es wäre mehr als überraschend, wenn THE WALKING DEAD: WORLD BEYOND die erste Staffel überleben würde. Wenn doch, dann wohl als Verlassener, da die Fans von THE WALKING DEAD weitergezogen sind.