Bei Marvel gibt es Graphic Novels, wie sie bei DC von Bestseller-Autorinnen für ein weibliches Publikum gestaltet werden, nicht, weswegen Panini das Ink-Label auch auf das Haus der Ideen ausgeweitet hat und im selben Format Comics veröffentlicht, die das Zeug haben, Leserinnen anzusprechen.
MS. MARVEL (19,– Euro) beinhaltet die ersten elf Hefte der G. Willow Wilson geschriebenen Serie um die junge Kamala Khan, die erste muslimische Heldin, die Marvel wirklich prominent in den Fokus rückt. Es ist ein origineller Ansatz, sozusagen der typische Spider-Man-Ansatz von früher, aber aus einer weiblichen Perspektive. Die Religion ist dabei ein wichtiger Hintergrund der Hauptfigur.
MILES MORALES: SPIDER-MAN (19,– Euro) enthält die ersten elf Hefte der Serie aus dem Jahr 2011, mit denen der neue Spider-Man seinen Einstand gegeben hat. Die Geschichte ist zeitlos gut und zeigt, dass man ethnisch auch Spider-Man diversifizieren kann. Wer den Animationsfilm SPIDER-MAN: A NEW UNIVERSE schätzt, wird hier bestens aufgehoben sein, weil der Comic noch mehr in die Tiefe gehen kann.
SPIDER-GWEN (19,– Euro) enthält die ersten zwölf Hefte der Geschichten einer alternativen Gwen Stacy, die nicht vom Grünen Kobold getötet wurde, sondern selbst von der radioaktiven Spinne gebissen wird, die ihr Kräfte verleiht. Sie nennt sich natürlich nicht Spider-Gwen. Das ist eher ein Spitzname, der sich von den Fans ergeben hat und der dann zum Serien-Titel wurde. Sie ist Ghost Spider und auch aus dem Animationsfilm mit Miles Morales bekannt.
Der einzige Titel, der wirklich anmutet, als sei er für Panini Ink entstanden, ist SPIDER-MAN LIEBT MARY JANE (19,– Euro), denn die von Sean McKeever gestalteten Geschichten wurden auch originär für ein kleineres Format erschaffen. Die Geschichte konzentriert sich auf Mary Jane, die für Spider-Man schwärmt. McKeever erzählt hier melodramatische Teenie-Geschichten voller Herzschmerz, die aber wunderbar funktionieren. Die Zeichnungen gestaltete Takeshi Miyazawa, wodurch sich ein Mangaähnlicher Stil ergibt. Dadurch ist der Look frisch, die Geschichten sind es aber auch, weil sie einen ganz anderen Fokus setzen und damit aber genau dem gerecht werden, was schon Stan Lees ursprüngliche Spider-Man-Geschichten auszeichnete. Denn dort war das Melodrama auch immer ein essenzieller Bestandteil.