Wundervolle Comics aus Frankreich und den USA gibt es von Carlsen und dani Books.
Im Überformat erschienen ist Frank Pés LITTLE NEMO (35 Euro), eine liebevolle, filigrane und detailversessene Hommage an Winsor McCays bahnbrechenden Comic. Der Künstler spielt wie sein Vorbild mit der Form und fordert sie heraus, etwa dann, wenn er eine Figur ein Buch öffnen lässt und man direkt auf die Seite – und auf das, was darunter passiert – blickt. Großartig ist aber auch die Doppelseite mit dem Tiger, der als Ganzes über beide Seiten verteilt, aber mit einem Panel-Raster unterteilt ist, so dass man Nemo und seinem Begleiter bei der Erkundung folgen kann. Pé frönt in diesem Band auch seinem Faible der detailreichen Darstellung von Tieren.
Nach mehr als einem Vierteljahrhundert gibt es hierzulande endlich eine Neuauflage von James O’Barrs grandiosem Werk THE CROW (25 Euro). Die Geschichte ist nicht nur der Verfilmung wegen bekannt, über der durch Brandon Lees Tod ein tragischer Schatten liegt – einer, der O’Barr auch verfolgte, wie er im Vorwort erklärt. O’Barr verarbeitete in diesem schwarzweißen Opus den eigenen Schmerz über den Verlust einer geliebten Frau und traf dabei den Nerv der Zuschauer. Da die Emotionen real sind und praktisch aus jeder Seite hervorbrechen. Dieser Comic ist wie eine Naturgewalt. Seiner Wirkung kann man sich nicht entziehen.
DAS NEST GESAMTAUSGABE 1 (36 Euro) ist die kongeniale Zusammenarbeit von Regis Loisel und Jean-Louis Tripp, die beide Autoren und Zeichner sind. In ihrem Zusammenwirken erschaffen sie eine dritte, eine gemeinsame Stimme und erzählen von einem kleinen Nest in Quebec in den frühen 1920er Jahren. Es ist weniger die Geschichte einer Figur, als vielmehr die eines Dorfes, die hier zum Tragen kommt, mit allen kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Eigenheiten, die ein solcher Ort in jener Zeit hatte. Die Figuren erwachen zum Leben, das Dorf auch, und als Leser fühlt man sich als Besucher, der einen Einblick in diese Leben gewährt bekommt.