Die Idee paralleler Welten hat die Menschen von jeher fasziniert. Was wäre man in einer Welt, in der alles anders wäre, in der Regierungen und Machtsysteme komplett unterschiedlich wären? Das ist der Stoff, der für Diskussionen taugt.
Im Anime THE RELATIVE WORLDS geht es um zwei Welten, die einander bedingen – auf eine grausame Art und Weise.
Nachdem Shin den Tod seiner Mutter schon im Kindesalter verarbeiten musste, stirbt auch sein Vater unerwartet an einer neuen Krankheit, die der „Sekundentod“ genannt wird.
Kurz darauf taucht eine andere Version seines Selbst auf, die seiner engen Freundin Kotori nach dem Leben trachtet.
Es stellt sich heraus, dass dieser Jin aus dem Herzogtum Japan stammt, einem Land in einer Parallelwelt zur unserer heutigen. Jin ist das Gegenstück zu Shin, so wie Kotori das Gegenstück zu Herzogin Kotoko ist. Stirbt ein Ich in der einen Welt, so stirbt es auch in der anderen. Schnell wird klar, dass das die Erklärung für den mysteriösen „Sekundentod“ ist.
Um die Sekundentode zu stoppen, müssen sämtliche Verbindungen zwischen den Welten gekappt werden. Das bedeutet unausweichlich den Krieg zwischen den Welten!
Die philosophische Frage, wie es wäre, seinem alternativen Ich zu begegnen, lässt der Film sehr schnell zu Gunsten von reichlich Action fallen. Er ist in der Beziehung auch durchaus gut, die Animation kann aber nicht immer mithalten.
Denn hier wurde nicht traditionell per Hand animiert, sondern mit Hilfe einer neuen Technologie, die selbstständig lernt. Aber noch ist die Technik nicht so weit, Menschen zu ersetzen. Die Bewegungen sind teils ruckelig und unnatürliche, die Panoramen sehen besser aus, in Bewegung wird der futuristische Look aber häufig dann doch mondän. Und dann gibt es sogar Standbilder, über die die Kamera sich hinwegbewegt – limitierte Animation, die in der Regel dann eingesetzt wird, wenn ein Anime deutlich übers Budget gegangen ist oder den Machern die Zeit davonläuft.
Dazu kommt aber auch, dass die Geschichte tonal nicht immer stimmig ist. Da kommt es schon mal vor, dass man sich eben noch über Massenmord unterhält und dann ungerührt im nächsten Moment Eisessen geht.
THE RELATIVE WORLDS hat Potenzial und bietet auch einige tolle Actionsequenzen, mehr Raum zur Entfaltung wäre diesem Film aber sicherlich bekömmlich gewesen, zumal Zeit für Exposition verschwendet wird, die der Zuschauer schon anhand der Handlung selbst erkannt hat. Dennoch: Der Science-Fiction-Film hat seine Momente.