Den Anfang machte die Comic Börse, eine Verkaufsliste, die Hethke mit einigen Artikeln garnierte. Es war der Prototyp eines Magazins, das nach neun Ausgaben in Die Sprechblase aufging. Damals war Die Sprechblase noch gänzlich anders als in den letzten Jahren, in denen Hethke sie publizierte.
Sie hatte immer einen nostalgischen Hauch an sich, auch und gerade, weil Hethke mehr oder minder den gesamten Comic-Ausstoß des Walter Lehning Verlags in unterschiedlichen Formen und Reihen nachgedruckt hat, aber das Magazin wirkte dabei deutlich moderner, und das nicht nur wegen den Artikeln, die in einer großen Bandbreite in jede Richtung gingen, sondern auch und vor allem wegen den Comics, die hier geboten wurden.
So fanden sich in den 80er Jahren die Star Wars-Zeitungsstrips von Russ Manning neben den schwarzweißen Fantasy-Comics aus The Savage Sword of Conan von Roy Thomas, Barry Windsor-Smith und Co. und Don Lawrence‘ Storm. Und sogar Hansrudi Wäscher war mit einem neuen Helden vertreten, der in die Zeit passte: Fenrir, ein schwertschwingender Barbar in einer postapokalyptischen Welt, der sich neben den anderen phantastischen Heroen in der Sprechblase hervorragend machte.
Zum Ende der 80er Jahre hatte sich Die Sprechblase transformiert. War der Comic-Anteil zuvor recht groß, so wurde er nun zusehends geringer. Dave Stevens‘ The Rocketeer erschien in mehreren Kapiteln, Isnogud fand seine (kurzzeitige) Heimat in dem Magazin, und am Ende war Prinz Eisenherz einerder letzten wackeren Kämpfer, der Ausgabe für Ausgabe neue Abenteuer erlebte. Ihm wurde sogar die Ehre zuteil, dass der Umfang erweitert wurde, da viele Leser den Wunsch geäußert hatten, im Vergleich zur US-Veröffentlichung nicht so immens hinterherzuhinken. Davon abgesehen waren es ein paar alte Wäscher-Helden, die hier und da ein neues Abenteuer erleben durften.
Die Sprechblase war in den 90er Jahren jedoch mehrheitlich zu einem reinen Magazin geworden. Die inhaltliche Ausrichtung war nostalgisch, mit zahlreichen Artikeln, die sich mit Serien der 50er und 60er Jahre befassten. Es fanden sich aber auch immer wieder Artikel, die sich mit frankobelgischen Klassikern, den von Bastei publizierten Comics oder ausgewählter US-Ware befassten. Der Schwerpunkt richtete sich aber in den letzten Jahren des Magazins auf das Klassische aus.
Einerseits wurde dieser Trend befeuert durch Peter Wiechmann, der eine lang laufende, sehr detaillierte Chronik seiner Arbeit für Rolf Kauka präsentierte, andererseits durch Gerhard Förster, der die italienischen Wurzeln von Akim erforschte und dabei allerhand Neues zu Tage förderte.
Man könnte sagen, dass Die Sprechblase sich von Ende der 90er bis zum Jahr 2007 noch stärker nostalgisch positionierte. Das ging einher mit dem Älterwerden nicht nur Norbert Hethkes, sondern auch der Leser. Je näher man dem Lebensabend kommt, desto süßer ist der Blick zurück auf das eigene Goldene Zeitalter, die Jugend. Auf Comics übertragen waren dies die Comics, die in den 50er und 60er Jahren erfolgreich waren. Junge Leser blieben so außen vor, sofern sie nicht starkes Comic-historisches Interesse besaßen.
Mit dem Tod von Norbert Hethke zerfiel auch sein Verlag. Er war über 30 Jahre hinweg die Seele des Verlags. Ohne ihn blieb seiner Familie nur noch die Abwicklung eines Lebenswerks. Die Nachdrucke und Fortführungen von Wäscher-Serien sind nun nicht mehr in einem Verlag gebündelt, aber sie bestehen fort. Auch der Erste Allgemeine Comic-Preis-Katalog, den Hethke aus der Taufe gehoben und über Jahrzehnte hinweg fortgeführt hatte, fand eine neue Heimat. Und Die Sprechblase ging mit der Auflösung des Verlags zum Ende des Jahres 2007 auch nicht den Weg alles Irdischen, sondern hat ihren Schöpfer nicht nur überlebt, sondern ist in gewisser Weise auch ein Denkmal an ihn. Die 209. Ausgabe erschien nach Norbert Hethkes Tod und ist ganz ihm gewidmet, die letzte Ausgabe aus seinem Verlag folgte im Dezember 2007, aber danach war Schluss, wenn auch nicht für lange.
Seit dem März 2008 ist Gerhard Förster für die Geschicke der Sprechblase verantwortlich. Der Wiener hat über Jahre hinweg für das Magazin geschrieben, er war die ideale Wahl, um Norberts Werk fortzuführen, aber auch zu erneuern. Unter seine Ägide modernisierte sich Die Sprechblase. Sie ist nach wie vor ein Nostalgie-Magazin, spricht nun aber auch eine neue Generation von Lesern an, die in den 70er und 80er Jahren ihre Comic-Sozialisierung erlebt hat.