Die erste Folge von LOKI ist gelaufen, wir haben sie uns jetzt auch zu Gemüte geführt.
Die Geschichte: Als die Avengers ins Jahr 2012 zurückkehren, gerät Loki in den Besitz des Tesserakts und kann entkommen, wird dann aber von Agenten der TVA, der Time Variance Authority verhaftet. Man stellt ihn vor Gericht und urteilt ihn ab, aber Agent Mobius erkennt eine Gelegenheit. Er versucht, Loki für die TVA zu rekrutieren. Denn der asische Gott hat den wahren Zeitstrom verlassen und kann zu ihm nicht zurückkehren. Aber er kann einen Killer jagen, der es querbeet durch alle Zeiten auf TVA-Agenten abgesehen hat.
Der Auftakt der neuen Serie ist großartig – und er verspricht viel, sagte Kevin Feige doch, dass LOKI starken Einfluss auf das filmische MCU haben würde. Das mag man hier schon erahnen, wird hier doch nicht nur das Multiversum etabliert, wenn so genannte Varianten, also Menschen, vom wahren Zeitstrom abkommen und alternative Zeitstrahlen entstehen. Man etabliert auch den Wahnsinn, der damit einhergeht. Was es damit auf sich hat, ist unklar, der Verweis auf den nächsten DOCTOR STRANGE-Film ist aber klar. Er trägt nicht umsonst den Titel DOCTOR STRANGE IN THE MULTIVERSE OF MADNESS. Weiterhin faszinierend ist der Umstand, dass man es hier nicht mit dem Loki zu tun hat, den man aus AVENGERS: ENDGAME kennt und der schon fast so etwas wie ein Held geworden ist. Dies ist noch der Schurke aus dem ersten AVENGERS-Film, der ein einer eindrucksvollen Sequenz vorgeführt bekommt, wie er sich auf dem wahren Zeitstrom weiterentwickelt. Man hat hier also eine alternative Version von Loki, womit das Multiversum als Teil des Marvel-Universums erstmals wirklich Gestalt annimmt. Die Episode fängt schon wunderbar an. Wie Loki erkennungsdienstlich bei der TVA behandelt wird, hat etwas Kafkaeskes. Dazu kommt noch, dass der Look der Büroräume nach tristem 1970er-Chic aussieht – und das auch eher, als wäre man im Ostblock verortet.
Das Aussehen der Serie ist hervorragend. Hier kommt, wie Kevin Feige es versprochen hat, echtes Kinofeeling auf. Man kann auch jetzt schon sagen: Dies wird eine der besten Marvel-Produktionen. Auffällig ist dabei, dass sie mit dem größeren Rahmen, den Serienformate bieten, weit besser gedeihen, als die Filme. Diese Geschichten haben Raum zum atmen. Das hat schon WANDAVISION und THE FALCON AND THE WINTER SOLDIER zu Highlights im MCU gemacht. LOKI ist diesen beiden Serien dabei überlegen, weil die Stringenz der Pilotfolge sehr viel stärker ist, aber auch die Geschichte gleich groß und aufregend aufgezogen wird. Bemerkenswert ist auch der Humor dieser Episode. Einerseits resultierend aus der Behandlung, die Loki erfährt, andererseits in den Dialogen begründet. Das Highlight ist hier das lange Gespräch zwischen Loki und Agent Mobius, der von Owen Wilson auf recht amüsante Art und Weise gespielt wird. Die Historie der Hüter der Zeit wird sehr schön in einer Zeichentricksequenz erzählt. Das ist schön klassisch gestaltet.
Als Loki an einem Wandbild vorbeitgeht, sieht man einen Mann, der ein wenig wie der junge Stan Lee aussieht. Ein toller Start für die dritte Marvel-Serie von Disney+ (wenn man nur Realserien rechnet). Man freut sich auf die nächsten Folgen.