Manchmal hilft bei einer verfahrenen Situation nur ein kompletter Neustart. SUICIDE SQUAD von David Ayer aus dem Jahr 2016 ist eine solche Situation. Ein Sequel wollte Warner aber trotzdem. Als James Gunn wegen uralter Tweets bei Disney in Ungnade fiel, nutzte man die Gelegenheit, ihm THE SUICIDE SQUAD zu überantworten. Disney sah später bald den eigenen Fehler ein, musste wegen der Squad aber sehr viel länger auf den dritten GUARDIANS OF THE GALAXY warten. Gunn wiederum bekam eine neue Spielwiese. Er negiert nicht den vorherigen Film, knüpft aber auch nicht an ihn an. Rick Flag und Harley Quinn sind wieder dabei, Captain Boomerang auch, letzterer aber nicht lang.
Denn Gunn wollte der Essenz des Comics treu bleiben. In der Suicide Squad sterben Figuren, weil sie Aufträge ausführen, die einen hohen Blutzoll fordern. Darum wählte Gunn auch eine ganze Reihe obskurer Figuren aus, die zum Abschlachten freigegeben waren. Warner hätte ihm auch bekanntere gegeben – er hatte Carte Blanche. Aber das wollte Gunn gar nicht. Stattdessen zeigt er schon mit der Anfangssequenz, was passiert, wenn eine Mission der Suicide Squad so richtig schiefläuft.
Die Squad wird von Waller losgeschickt, um auf der Insel Corto Maltese die Anlage Jotunheim zu sabotieren. Hier wird an einem geheimen Projekt namens Starfish gearbeitet, das das Zeug hat, für die USA, aber auch die Welt gefährlich zu werden. Bloodsport hat die Führung. Zu seinem Team gehören Polka-Dot Man, King Shark, Ratcatcher und Peacemaker.
Recht viel obskurer geht es kaum. King Shark ist noch die bekannteste Figur, hier aber anders als üblich. Etwas tumb, etwas dumm, aber irgendwie total knuddelig, auch wenn er Menschen frisst. Njam-njam. Im Original spricht ihn Sylvester Stallone – auch das ist großartig.
Die Action ist knallig. Hier rummst es an allen Ecken und Enden, wird weggeschossen und weggemessert, was das Zeug hält. Das ist blutiger, als man das bei einem Superheldenfilm erwartet, aber es handelt sich ja schließlich auch um Schurken. Und überhaupt: Das ist so überbordend dargestellt, dass man auch die krassesten Szenen (ja, wir sehen dich an, King Shark) eh nicht ernst nehmen kann. Ernst nimmt man den Film aber, wenn Figuren sterben. Gunn wird dem Namen des Films gerecht. Hier überleben nicht alle. Und bei Gott, das ist einem als Zuschauer nicht scheißegal, weil man den ganzen Haufen trotz Minimalcharakterisierung echt schnell ins Herz schließt.
THE SUICIDE SQUAD ist praktisch GUARDIANS OF THE GALAXY, aber hoch zwei. Ach was, hoch drei! James Gunn hat sich mit diesem Feuerwerk selbst übertroffen, und das nicht nur, weil er den außerirdischen Seestern Starro (der in den Comics überhaupt erst die JLA zusammenbrachte) wie ein Kaiju durch die Stadt wanken lässt. Vor allem auch, weil Gunn schräge Ideen am laufenden Band bietet. Kurz gesagt: Ein cooler Film.
P.S. Es gibt zwei Nachspannsequenzen!