Die aus neun Kurzfilmen mit Laufzeiten von etwa 15 bis 20 Minuten bestehende Anthologie STAR WARS: VISIONS wurde von Disney+ gleich an einem Tag komplett freigeschaltet. Angesichts der Kürze der einzelnen Geschichten durchaus eine gute Entscheidung. Umso mehr, da die Serie im Verlauf auch deutlich schlechter wird.
Es ist ein ungewöhnliches Projekt.
Denn man erlebt hier STAR WARS aus einer anderen kulturellen Warte. Dieses Projekt ermöglichte es führenden japanischen Studios, die für reihenweise erfolgreiche Animes verantwortlich sind, sich am Sternenkrieg zu versuchen.
Dabei setzt man auf neue Figuren. Nur Boba Fett taucht in einer Folge auf, in der auch Jabba the Hutt erscheint. Beide agieren aber am Rande. Mehrheitlich hat man hier gänzlich neue Figuren erfunden.
Es gibt Geschichten über einen Droiden, der ein Jedi werden will, über Zwillinge der Dunklen Seite, die sich entzweien, um Plünderer, die eine Droiden-Armee für ihre Zwecke nutzen und um Samurais, die den Weg des Bushido gehen.
Zumindest wirkt das immer so. Denn viele der Welten, die hier gezeigt werden, sind dezidiert japanisch – von den Häusern über die Frisuren bis hin zur Kleidung. Der Look orientiert sich dabei am historischen Japan.
Immer wieder hat man das Gefühl, dass gängige Samurai-Filme auf STAR WARS umgemünzt wurden. Das ist einerseits eine Schwäche, andererseits auch nicht. Man könnte sagen, dass es die Macher nicht verstanden haben, ihre japanische Provenienz für einen universelleren Ansatz abzulegen. Aber: So, wie sich die Geschichten präsentieren, zeigen sie, wie STAR WARS ausgesehen hättte, wenn es sich dabei um einen japanischen Film gehandelt hätte.
Dabei wagt man auch Neuerungen. Etwa einen Zwillingssternenkreuzer oder den Umstand, dass die Farbe des Lichtschwerts davon bestimmt ist, ob der Träger Gut oder Böse ist. Bei dieser Geschichte befindet man sich gar in der weiten Zukunft des STAR WARS-Universums, weil hier Jedi und Sith fast schon vergessen sind.
Auch ungewöhnlich ist, wenn man sieht, wie Lichtschwerter aus der Scheide gezogen werden – und dann auch gekrümmt sind wie ein Katana.
Die Geschichten sind durchwachsen. Die erste ist mit ihrem Schwarzweißlook, der durch die Farbe der Lichtschwerter aufgebrochen wird, die beste. Andere haben reizvolle Ideen, manche treten aber auch auf der Stelle oder schaffen es nicht, im Rahmen der kurzen Laufzeit eine befriedigende Geschichte zu erzählen.
STAR WARS: VISIONS ist darum ein durchwachsenes Experiment, aber ein interessantes.