In den USA liefen die Eastern mit Bruce Lee und seinen Nachfolgern in den Kinos exzellent. Und nicht nur das, auch das Fernsehen entdeckte Kung Fu für sich. Bei Marvel machte man sich darum Gedanken, wie man sich an den Trend anhängen könnte. Eigentlich wollte man eine Comic-Adaption zur Fernsehserie Kung Fu machen, bekam die Rechte von Time Warner aber nicht, zu dem auch DC Comics gehörte. Man wollte wohl der Konkurrenz des Tochter-Unternehmens nicht behilflich sein.
Dafür erwarb man die Rechte an Sax Rohmers Schurke Fu Manchu, woraufhin sich Jim Starlin und Steve Englehart daran machten, die Figur Shang-Chi zu ersinnen. Im Mittelpunkt stand Shang-Chi, der Sohn von Fu Manchu, der jedoch mit den Missetaten seines Vaters nichts zu tun haben will und sich wieder und wieder gegen ihn stellt. Neben der eigentlichen Serie gab es auch noch Sonderhefte und eine in Schwarzweiß gehaltene Reihe im Magazinformat.
Während Shang-Chi eine originäre Figur war, tauchten viele Figuren aus Rohmers Romanen auf, so auch Sir Nayland Smith, der Erzfeind des schurkischen Doktors. Eine andere Rohmer-Figur, Naylands Kollege Dr. Petrie, segnete gleich zu Beginn der Serie das Zeitliche, als Shang-Chi – noch jung und dumm – als Auftragskiller seines Vaters unterwegs ist und sich nach der Erkenntnis, was er getan hat, gegen Fu Manchu stellt.
Als Marvel später die Nutzungsrechte an Fu Manchu verlor, sprach man nur noch von Shang-Chis Vater, ohne ihn jedoch explizit Fu Manchu zu nennen. Nachdrucke der 125 Hefte der Hauptserie waren über Jahrzehnte hinweg blockiert, weil man sich nicht mit dem Sax Rohmer Estate einig werden konnte. Ab 2016 veröffentlichte Marvel eine aus vier umfangreichen Omnibi bestehende Edition, die alles klassische Shang-Chi-Material sammelt. In späteren Jahren hatte Shang-Chi noch zwei weitere Serien – Master of Kung Fu: Bleeding Black und Master of Kung Fu: Hellfire Apocalyse –, hauptsächlich war er aber nur noch als Gaststar in anderen Serien zu sehen.
In Deutschland erschienen ein paar dieser Geschichten beim Williams Verlag in sechs Taschenbüchern der Reihe Kung Fu. Wenig später wurden der fünfte und sechste Band von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert. Seit dem Kinofilm publiziert Panini auch jede Menge Shang-Chi-Comics, nur an die Klassiker hat man sich (noch?) nicht herangewagt.