Bei der Zack-Edition ist vor knapp einem Jahrzehnt der erste Band von „Nico“ erschienen. Danach war Schluss und die aus drei Bänden bestehende Geschichte blieb unvollendet. Ein Fall für Finix!
Roswell 1947. Ein Ort, eine Jahreszahl. Man muss noch nicht mal ein Ufo-Gläubiger sein, um zu wissen, was sich an jenem Ort in jenem Jahr abgespielt hat. Ein Wetterballon stürzte ab. Das ist die offizielle Wahrheit. In der Welt dieser Wahrheit leben wir, aber was, wenn es anders war, wenn an jenem Ort in New Mexico wirklich ein Ufo abgestürzt wäre, wenn die amerikanische Regierung beschlossen hätte, diesen Umstand nicht geheim zu halten?
Von diesem Gedankenspiel geht die neue Serie „Nico“ von Fred Duval und Philippe Berthet aus. Es ist ein langer Prolog, mit dem Autor und Zeichner ihre neue Welt kreieren. Präsident Truman entscheidet, die Existenz des Ufos bekannt zu machen und mit allen erdenklichen Ressourcen des Landes an der Ausbeutung der Technologie zu arbeiten. Das Ziel: Die Sowjetunion abzuhängen und somit den Kalten Krieg gleich im Keim ersticken.
Doch Genosse Stalin hat auch einen Trumpf in der Hand: Ein Ufo, das in Sibirien zur gleichen Zeit havarierte. „Die Zukunft“, so verspricht Stalin, „wird nicht jener entsprechen, die Amerika vorherzusehen scheint“. Die Haupthandlung setzt im für unsere Belange futuristischen Jahr 1966 ein. Die Technik hat extreme Fortschritte gemacht – und das auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Der Kalte Krieg ist in vollem Gange und die junge CIA-Agentin Nico steckt mittendrin.
Es ist die große Geschichte, die fasziniert, aber es sind die kleinen Details, die diese Welt von gestern so reizvoll machen. In Nebensätzen nur fabuliert Duval, wie sich die Dinge verändert haben könnten. Er erzählt von einem Steve McQueen, der nicht Schauspieler, sondern Agent wurde, von den Gründern der Band Kraftwerk, die mit den Beatles umherziehen, von einem Präsident Kennedy, der nicht ermordet wurde, und einer Marilyn Monroe, die mit Isaac Asimov verheiratet ist. Man muss nicht alle Anspielungen erkennen, aber sie bereichern die Geschichte.
Mit klarem Strich, an den Klassiker „Blake & Mortimer“ erinnernd, lässt Berthet diese Welt vor den Augen des Lesers entstehen und präsentiert doch mehr, als an der puren Oberfläche schimmert. In den Bildern kann man sich trotz scheinbarer Schlichtheit verlieren. Der Vorteil der neuen Gesamtausgabe ist, dass das Lettering sehr viel schöner ist. Und: Man kann die Geschichte endlich komplett lesene. Der Prachtband ist auf 700 Stück limitiert und hat zudem einen Druck als Bonus dabei.