„Unsere amerikanischen Kinder sind zum größten Teil normale Kinder. Sie sind schlaue Kinder, aber jene, die Comics verbieten wollen, sehen in ihnen dreckige, verschlagene, perverse Monster, die Comics als Blaupause für ihre Taten benutzen. Es gibt nur wenige perverse, kleine Monster. Sie lesen keine Comics. Höchstwahrscheinlich sind die meisten von ihnen in Schulen für lernschwache Kinder. Wovor haben wir Angst? Haben wir Angst vor unseren eigenen Kindern? Vergessen wir, dass auch sie Bürger sind und ein Recht darauf haben, zu tun und zu lesen, was sie wollen? Glauben wir, dass unsere Kinder so bösartig und minderbemittelt sind, dass eine Geschichte über einen Mord sie zu Mördern, eine Geschichte über einen Raub sie zu Räubern macht? Jimmy Walker meinte einst, dass er kein Mädchen kennt, das durch Buch auf die schiefe Bahn geraten sei. Niemand ist je durch einen Comic auf die schiefe Bahn geraten. Einem kleinen, normalen, gesunden Kind wird es niemals schlechter gehen, nur weil es Comics liest. Die Persönlichkeit eines Kindes wird etabliert, bevor es das Alter erreicht, in dem es Comics liest. Ich glaube nicht, dass irgendetwas, das je geschrieben wurde, ein Kind überaggressiv oder verdorben werden lassen kann. Die Wurzeln solcher Charakteristika liegen tiefer. Die Wahrheit ist, dass das Abgleiten in die Kriminalität ein Ergebnis der echten Umgebung ist, in dem das Kind lebt, und nicht der Fiktion, die es liest.“
William Gaines sprach diese Worte am 21. April 1954 bei einer Senatsanhörung, bei der es um Jugendkriminalität und die Gefahr ging, die Comics auf Kinder und Jugendliche darstellen können. Es war der Schlusspunkt einer lange währenden Kampagne, die 1948 mit den Thesen des Psychologen Dr. Fredric Wertham begann. In jenem Jahr publizierte er im Magazin Collier’s den Artikel „Horror in the Nursery“, dem wenig später der Text „The Psychopathology of Comic Books“ im American Journal of Psychotherapy folgte.
Wertham verschaffte sich Gehör. So sehr, dass die Comic-Industrie darauf reagieren musste. Als Resultat dessen wurde 1948 die Association of Comics Magazine Publishers gegründet, der auch William Gaines mit seinem Verlag Entertaining Comics angehörte – allerdings nur kurzzeitig.
Denn schon im Jahr 1950 verließ Gaines die Association wieder. Manch andere hatten sich ihr nie angeschlossen. Das Siegel, das sie vergab, hatte keine Relevanz. Und die Streitigkeiten mit dem Vorsitzenden Henry E. Schultz, einem New Yorker Anwalt, sorgten dafür, dass Gaines nicht länger etwas mit der Association zu tun haben wollte. Dem eigentlichen Ziel, weniger Angriffsfläche für Comics zu bieten, kam man mit ihr ohnehin nicht nahe.
Fortsetzung folgt morgen.