Jahrelang wartete man wegen Pandemieverschiebungen nun auf MORBIUS. Aber bei Gott, das Warten hat nicht gelohnt. MORBIUS ist der mit Abstand schlechteste Film der modernen Marvel-Ära – und da reden wir mittlerweile von mehr als 20 Jahren! Dieser Film wirkt wie aus der Zeit gefallen. Als wäre er in den 1990er Jahren entstanden, als Superhelden-Filme noch durch die Bank einen Scheiß draufgaben, ob sie der Vorlage gerecht werden oder zumindest eine halbwegs passable Geschichte erzählen.
Dr. Michael Morbius (Jared Leto), der an einer gefährlichen Blutkrankheit leidet, wagt ein verzweifeltes Unterfangen, um sich und den Menschen zu helfen, die sein Schicksal teilen. Was anfangs als fundamentaler Erfolg erscheint, entfesselt schon bald einen dunklen Abgrund in Morbius. Wird das Gute das Böse außer Kraft setzen oder Morbius seinen neuen unerklärlichen Bedürfnissen erliegen…?
Das größte Verbrechen von MORBIUS ist freilich, dass er unendlich langweilig ist. Er zieht sich, was auch daran liegt, dass die Geschichte ein Nichts ist. Ein Wissenschaftler, der durch sein eigenes Experiment zum Monster wird, das aber bekämpft – das hat man schon Tausende Male gesehen, und häufig besser. Der Film hat keinerlei Überraschungen parat. Alles erfolgt genauso, wie man das erwartet. Streng nach Schema F.
Das gilt für die Handlungen von Morbius, aber auch für seinen besten Freund, den von Matt Smith gespielten Milo, der genauso krank ist und darum auch das Heilmittel benötigt. Dass er der Schurke ist? Klar, man hat ja auch Matt Smith besetzt. Aber wie er eigentlich an das Mittel kommt und wer es ihm verabreicht (man kann es ja nicht einfach schlucken) verschweigt der Film einfach. Es ist ihm letztlich wohl auch egal. Hauptsache: Vampirgegner.
Die Kämpfe der beiden sind fahrig und holprig ohne Ende. Sie fliegen superschnell durch die Gegend und ziehen schon Farbschleier hinter sich her. Das ist dann noch so schnell geschnitten, dass man kaum etwas erkennen muss, weswegen der Film in den Actionszenen immer wieder auf Freeze-Frame-Momente setzen muss, damit man überhaupt irgendetwas erkennen kann.
Leto ist gut, Matt Smith neigt zur Übertreibung. Gänzlich verschwendet ist Jared Harris als Arzt und Freund der beiden. Auch Tyrese Gibson als ermittelnder Polizist ist im Grunde nur Stichwortgeber. Das Skript von MORBIUS ist einfach unausgegoren. Eine lahmarschige Geschichte, die vollkommen leidenschaftslos erzählt wird.
Besonders übel: die beiden Nachspannsequenzen. Wer nicht wissen will, was es da zu sehen ist, sollte jetzt mit dem Lesen aufhören.
In der ersten taucht der Geier, gespielt von Michael Keaton, plötzlich im Gefängnis auf. So wie Venom in die Welt des MCU in SPIDER-MAN: NO WAY HOME in die Welt des MCU verpflanzt wurde, verschlägt es jetzt den Geier in das Sony-Spiderverse. Dort wird er freigelassen, da er in einer Zelle auftaucht, aber gegen ihn ja nichts vorliegt. In der zweiten Sequenz taucht er als Geier auf und spricht mit Morbius, den er für den Kampf gegen Spider-Man rekrutieren will.
Warum sind diese Sequenzen jetzt so schlecht? Weil es keinen Sinn ergibt, dass der Geier in das Sony-Spiderverse verschlagen wird. Man möchte hier wohl den Grundstein zu dem legen, was vor Jahren schon mal ein Film mit den Sinister Six hätte werden sollen. Noch ärgerlicher ist aber die zweite Sequenz: Denn erstens fragt man sich, wieso der Geier überhaupt Morbius aufsuchen sollte und zweitens, wieso der Vampir auf die Frage des Geiers, ob er gegen Spider-Man helfen will „interessant“ sagt. Denn dieser Morbius ist kein Schurke. In keiner Sekunde des Films. Nur eine tragische Figur, die versucht, das Richtige zu tun.