Das Kernstück von Frank Margerins Schaffen ist die Figur Lucien – ein freundlicher Rocker mit einer viel zu großen Nase. Seinen ersten Auftritt absolvierte er im Jahr 1979, damals noch in einer Geschichte, in der eine Figur namens Ricky eigentlich den Mittelpunkt bildete. Doch Ricky wurde an Popularität schon bald von Lucien abgelöst. Ihr Debüt in Deutschland feierten diese Geschichten in der Alben-Serie Semics Wahnsinns-Strips, von der von 1983 bis 1984 drei Bände erschienen sind.
Lucien wurde zum Alter Ego von Frank Margerin. Er verarbeitete hier neben vielen Ideen, die ihm während der Erstellung kamen, auch eigene Erlebnisse aus seinem Rock’n’Roll-Leben. Nach Los Cados hatte Denis Sire mit Dennis‘ Twist eine neue Band, zu der nicht nur Margerin, sondern auch andere Autoren, die für den Verlag Humanoïdes tätig waren, gehörten.
Der Autor nutzte seine Kunstfigur, um sich auf liebevolle Art und Weise nicht nur als Beobachter des französischen Vorstadtlebens zu erweisen, sondern auch die Eigenheiten der in der Vorstadt lebenden Menschen zu kommentieren – und das natürlich auf seine unnachahmlich vergnügliche Art. Er warf einen Blick aufs Rockerleben in den 1970er und 1980er Jahren und wie dieses mit den gesellschaftlichen Normen und Vorstellungen kollidierte.
Die Alben rund um Lucien wurden zum Erfolg. Alleine von Metallische Bananen wurden in Frankreich im Jahr seiner Veröffentlichung mehr als 100.000 Exemplare verkauft.
Die ersten Alben wurden bei Les Humanoïdes Associés veröffentlicht, seit 2008 verlegt Margerin sein Werk bei Fluide Glacial.
Nach dem ersten deutschen Auftritt bei Semic mussten Fans in den 1980er Jahren nicht lange auf ein Wiedersehen warten. Im Jahr 1985 nahm sich Carlsen der Serie an und veröffentlichte sie unter dem Titel Die Vorstadtgang. Bis 1991 erschienen sechs Bände. Dazu gab es noch zwei Veröffentlichungen als Carlsen Pocket. Für das Taschenbuchformat wurden die Seiten von Radio Lucien und Koks aus Bolivien ummontiert. Ein ziemlich rabiates Unterfangen, das langfristig keinen Erfolg hatte. Ein letztes Wiedersehen mit Lucien gab es dann zwei Jahre später bei Ehapa. Dort wurde das Album Lucien kehrt zurück verlegt.
Eine Gesamtausgabe mit allen Lucien-Geschichten ist nun beim Riedl Verlag erschienen. Der erste Band enthält die Geschichten Wählt Rocky, Metallische Bananen, Radio Lucien und Bei Lucien. Damit erlebt man auch eine Zeitreise zurück in die 1970er und 1980er Jahre. Ein schöner Band, bei dem man sich nur einen redaktionellen Teil gewünscht hätte, der den Comic zeithistorisch einordnet. Hier gibt es als Bonusmaterial nur ein paar Cover.