„Sex-Nerds. Nichts anders sind BDSM-Anhänger doch im Grunde … hinter all den Masken.“ – Das legt Autor und Zeichner Stjepan Sejic seiner Hauptfigur Lisa in den Mund, die in einer Beziehung aufgeht, in der sie der unterwürfige Part ist. Es ist ein spielerisches Element, aber auch eine exakte Beobachtung dessen, was BDSM ist und sein kann. Es sind Rollenspiele, die ganz andere Anforderungen an Vertrauen und Vertrautheit stellen, als es bei „normalem“ Sex der Fall ist.
Sejic, der zuerst nicht an eine fortlaufende Geschichte dachte, sondern kleine Episoden aus dem Leben eines BDSM-Pärchens ersann und online veröffentlichte, hatte gar nicht vor, „Sonnenstein“ zu mehr als einer Fingerübung zu machen. Aber die Figuren entwickelten ein Eigenleben, beginnend mit Lisa, einer Autorin, die die Geschichte ihrer Liebe niederschreibt.
Sie sehnte sich schon immer danach, gefesselt zu werden und unterwürfig zu sein. Normaler Sex verschaffte ihr nicht die Befriedigung, die sie suchte, aber dann lernt sie Ally kennen, die ihr nicht unähnlich ist – nur dass sie eine dominante Ader hat. Die beiden Frauen treffen sich zu einem Liebesspiel, aber was als eine Nacht von Lust und Unterwerfung beginnt, wird zu einer echten Romanze. Lisa und Ally lieben sich, und versuchen nun, ein Leben zusammen, innerhalb der Gesellschaft, aber mit ihren ganz eigenen Vorlieben unter einen Hut zu bringen.
„Sonnenstein“ ist ein optisch wunderschöner Comic. Sejics Zeichnungen profitieren vom deutlich größeren Format der deutschen Ausgabe. Sie sind zudem auch sehr erotisch, verfallen aber nie ins Plakative. Sejic erzählt mit Stil, mit Finesse, mit Klasse und schafft es damit doch auch, für ein prickelndes Lesevergnügen zu sorgen. Meisterlich ist sein Comic aber vor allem, weil er weit darüber hinausgeht, eine Fetisch-Beziehung zu porträtieren, sondern tatsächlich eine wahrhaftige und romantische Liebesgeschichte ist. Die gesamte Geschichte liegt in sechs Bänden vor, zudem ist mit „Sonnenstein: Mercy“ ein bislang zweiteiliger Spin-off erschienen.