Es ist geradezu gruselig, wenn man den ersten Band von Jared Muralts Comic-Serie THE FALL liest. In Form von Heften erscheint die Serie 2018. Die Sammelbände im Albumformat gibt es seit 2020 – der erste Band hat sogar schon die dritte Auflage erreicht.
Auf eine Weltwirtschaftskrise folgen globale Konflikte. Nationen versinken im Chaos. Krankheit, Armut und Elend greifen auf die Industriestaaten über. Doch im Verborgenen lauert eine viel größere Bedrohung: Während der Hitze des Sommers breitet sie sich aus – in einer Gesellschaft, die bereits am Abgrund steht. Umringt vom Chaos geht der Alltag weiter, für eine Familie, die immer tiefer in den Sog der Apokalypse gerät.
In Muralts Geschichte vom Fall der Gesellschaft ist der Brandbeschleuniger die Sommergrippe. Ein Virus, das in der ersten Welle noch mehrheitlich harmlos war, in der zweiten aber zu hoher Sterblichkeit führt und die Gesellschaft endgültig über den Abgrund stürzt. Davon erzählt er im ersten Band und zeichnet ein aus heutiger Sicht geradezu gruseliges Szenario – nach mehr als zwei Jahren Pandemie stehen wir zwar nicht dort, wo es die Figuren aus THE FALL tun, man spürt aber, dass vielleicht nicht viel gefehlt hätte. Dieser erste Band ist noch etwas besser als der zweite, weil er mehr auf den Kollaps eingeht und zeigt, wie er auf persönlicher, aber auch größerer Ebene stattfindet.
Der zweite Band ist dann schon postapokalyptisch – ein bisschen wie THE ROAD, denn Ressourcen und Nahrung werden knapp. Menschen verhungern. Und immer dann, wenn Menschen in solchen Situationen sind, erweisen sie sich als der Menschen Wolf. Das Ganze folgt dann der Logik postapokalyptischer Erzählungen, das aber auf intensive Art und Weise.
Eindrucksvoll sind auch die Zeichnungen, die auf höchstem Niveau liegen und es mit internationalen Veröffentlichungen locker aufnehmen können. Kleiner Wermutstropfen: Das Korrekturlesen hätte etwas sorgfältiger ausfallen können, zumal auch Begrifflichkeiten kommen, die wohl aus dem Schweizer Sprachgebrauch stammen.