Vor 32 Jahren brachte Sam Raimi (SPIDER-MAN-Trilogie, DR. STRANGE IN THE MULTIVERSE OF MADNESS) seinen eigenen Superhelden ins Kino: DARKMAN. Mit der Idee ging er schon einige Zeit schwanger und entwickelte sie nach und nach weiter. Der Film sollte sein Vordringen in den Mainstream sein. Mit einem Budget von 14 Millionen Dollar und Liam Neeson als Hauptdarsteller des entstellten Peyton Westlake entstand DARKMAN – ein Comic-Film, zu dem es keine Vorlage gab, der aber den meisten anderen Comic-Verfilmungen jener Zeit haushoch überlegen war (Comics gab es dann in den frühen 1990er Jahren von Marvel und vor etwas mehr als einem Jahrzehnt bei Devil’s Due).
Der große Erfolg blieb DARKMAN versagt, aber das Konzept schien Raimi nicht loszulassen. Für ein Kino-Sequel reichte der Erfolg von DARKMAN nicht aus, für zwei Direct-to-Video-Filme aber schon. 1995 und 1996 gab es mit Arnold Vosloo in der Hauptrolle zwei kleine, etwas schäbigere Sequels, die von Raimi produziert wurden: DURANTS RÜCKKEHR und DAS EXPERIMENT. Eigentlich sollte DURANTS RÜCKKEHR der dritte Film sein, aber kurzfristig änderte man noch die Reihenfolge, da man mit Larry Drake als Darkmans Erzgegner ein bekanntes Gesicht zeigen wollte.
Die Filme sind ansehbar – der dritte mehr noch als der zweite – halten den Vergleich mit dem Kinofilm aber nicht stand. Für das, was sie sind, sind sie okay. Angesichts der beiden Filme habe ich mich immer gewundert, warum Raimi, der zur Mitte der 90er Jahre als Serienproduzent einige Erfolge feierte, scheinbar nie versucht hat, den DARKMAN in Serie gehen zu lassen. Kürzlich fand ich dann heraus, dass es den Versuch gab, und zwar schon vor den beiden Filmen.
1992 produzierte Raimi ein Presentation-Reel, mit dem einem Sender eine DARKMAN-Serie schmackhaft gemacht werden sollte. Diese gut 20-minütige Pilotfolge wurde von Robert Eisele geschrieben und von Brian Grant inszeniert. Als Produzenten fungierten Sam Raimi und Robert Tapert. Die Hauptrolle spielt der Brite Christopher Bown, dessen claim to fame wohl die Rolle des Mordred in vier 1989er-Folgen von DOCTOR WHO ist. Als einzig aufrechte Polizistin der Stadt agiert Kathleen York. Und Larry Drake ist als Durant auch mit dabei.
Das Presentation-Reel fasst in Kürze noch einmal zusammen, was man im Kinofilm gesehen hat, ausgeschmückt mit ein paar Szenen des Films, aber auch Archivmaterial anderer Filme, darunter BLADE RUNNER. Ein paar der Ideen wurden später in den Filmen integriert, so Darkmans erhöhte Körperkraft. Dieses Pilotprojekt gibt es jetzt als Bonus bei der neuen 2-Disc-Steelbook-Edition von DARKMAN, die jüngst bei Koch Media erschienen ist.