Swolfs konzentrierte sich ganz auf Der Prinz der Nacht. Der erste Zyklus umfasst drei Alben und erschien von 1994 bis 1996. Er ist in sich abgeschlossen und hätte einer Fortführung nicht bedurft, Swolfs war von dieser Welt aber so eingenommen, dass er sie nicht loslassen wollte, musste sich aber zuerst um einen vertraglich verpflichteten neuen Durango kümmern. Von 1999 bis 2001 erschien dann der zweite Zyklus, den der Autor weniger brutal und ein wenig romantischer anlegen wollte – an der Verkommenheit seiner Titelfigur änderte dies nichts.

Der klassischen Vampir-Mythologie folgend, konnte Vladimir Kergan nach seinem feurigen Ende hier wiederbelebt werden und sucht erneut Vincent Rougemont heim, doch auch dieser hat in den Jahren dazwischen dazugelernt.

Mit dieser Geschichte sah Swolfs die Reihe als abgeschlossen an. Er hatte zwei aufeinander aufbauende Zyklen erschaffen, die in sich rund eine große, zahlreiche Orte und verschiedene Zeiten abdeckende Geschichte erzählen. So ganz ließ ihn der Prinz der Nacht aber nie los. Doch es sollte dauern, bis er sich ihm wieder annahm.

14 Jahre nach dem letzten Band kehrte Swolfs zu Vladimir Kergan zurück. Im dritten Zyklus seines Vampirklassikers erzählt er jedoch aus der Jugend von Kergan. Welche schrecklichen Ereignisse machten den vielversprechenden Jüngling zum unheiligen Monster, zum Prinzen der Nacht? Er taucht dabei tief in die Vorgeschichte ein und erreicht damit das, was er bei seinen beiden vorherigen Zyklen eigentlich umgehen wollte – er vermenschlicht das Monster ein wenig, wenn auch nicht all zu sehr.

Die ersten beiden Zyklen erschienen vor ein paar Jahren als zwei Gesamtausgaben bei Kult Editionen, anlässlich des neuen Zyklus hat sich der Splitter Verlag der Reihe angenommen und veröffentlichte die ersten sechs Alben in einem knapp 300 Seiten starken Band neu. Wer die alten Editionen hat, benötigt diese nicht unbedingt. Der Bonusteil von Volker Hamann wurde noch einmal überarbeitet, ist davon abgesehen aber nicht wirklich neu. Die Übersetzung ist zudem die altbekannte, punkten kann die neue Edition aber mit dem etwas größeren Format und der Splittertypischen hervorragenden Verarbeitung.

In Einzelbänden erscheinen der siebte weitere Bände der Reihe, so dass niemand gezwungen ist, auch bei den Vorgängern erneut zuzuschlagen – außer natürlich, man möchte es im Regal ganz, ganz einheitlich haben. Ein Drang, der so manchem Sammler wohl nicht unbekannt sein dürfte.

Was „Anna“, das achte Album betrifft, so gibt es einen kleinen Wermutstropfen, denn Swolfs hat hier nur noch das Szenario geschrieben. Die zeichnerische Umsetzung übernahm Timothée Montaigne.

Der Prinz der Nacht ist damit zwar nicht mehr Swolfs alleiniges, aber dennoch ein beeindruckendes, episch erzähltes Gesamtwerk, bei dem es ihm gelungen ist, wie bei Durango der Tradition des Genres zu huldigen, aber auch ganz eigene Akzente zu setzen.

Von Peter

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