In Frankreich ist die Comic-Szene sehr divers. Während in den USA die Superhelden dominieren, gibt es bei unseren Nachbarn praktisch aus allen Genres reichlich Unterhaltung. Der Abenteuer-Comic war und ist dabei immer sehr beliebt gewesen. Er bietet sich natürlich besonders für eine Spiel-Umsetzung um, da die Vorlage schon actionreicher ist.

Ein schönes Beispiel dafür ist THORGAL, der von Jean van Hamme und Grzegorz Rosinski erfunden wurde. Die Hauptfigur Thorgal wächst im siebten Jahrhundert, nachdem er in einer Raumkapsel gefunden wird, als Waisenkind bei einem Wikingerstamm auf. Er ist gezwungen, sich mit machtgierigen Herrschern, bornierten Göttern, Fabelwesen, Naturgewalten und Fanatikern auseinanderzusetzen.

Es gibt aber nur ein Spiel. THORGAL – DER FLUCH DES ODIN kam im Jahr 2002 auf den Markt, lief in Frankreich ganz gut, war aber besonders in den USA ein Rohrkrepierer, weswegen das Point-and-Click-Adventure auch nie eine Fortsetzung erlebt hat.

Jean van Hamme ist für einen weiteren Comic verantwortlich, der zu Spielehren gelangte: der Mystery-Thriller XIII. Der Comic ist ein mit allerhand komplexen Entwicklungen und Überraschungen arbeitender Thriller, bei dem ein Mann aus der Bewusstlosigkeit erwacht, aber nicht mehr weiß, wer er ist. Sein einziger Anhaltspunkt ist eine Tätowierung: XIII. Eine derartige Geschichte wollte man für das Spiel wohl nicht umsetzen. Das Game aus dem Jahr 2003 ist ein Ego-Shooter, dessen Handlung nur sehr, sehr lose auf der Geschichte der ersten fünf Alben basiert.

Während die erwartete Fortsetzung auf den wichtigsten Spieleplattformen aufgrund des schlechten Verkaufs des Originaltitels nicht realisiert wurde, veröffentlichte Gameloft im Oktober 2007 ein Follow-up für Mobiltelefone mit dem Titel XIII²: VERDECKTE IDENTITÄT, bei dem es sich eher um ein Side-Scrolling-Spiel als um einen Ego-Shooter handelte. Außerdem gab es 2020 ein Remake des Games, das weitestgehend vernichtend besprochen wurde.

Van Hamme ist einer der umtriebigsten Autoren der französischen Comic-Szene. LARGO WINCH war zuerst eine Roman-Reihe, ab 1990 gab es ihn auch in Comic-Form, gezeichnet von Phillippe Francq.

Largo ist ein unverbesserlicher Abenteurer, der sein Glück bei den Frauen und im Vagabundenleben sucht und findet. Nerio Winch lässt ihn bei einem vertrauten Ehepaar in Liechtenstein ufwachsen. Als Largo 26 Jahre alt ist, stirbt sein Adoptivvater, und Largo erbt dessen gesamtes Vermögen und findet sich an der Spitze der Winch-Unternehmensgruppe wieder, wo ihn zahlreiche Abenteuer erwarten. Genretypisch macht Largo Bekanntschaft mit vielen verführerischen Schönheiten, bleibt aber ungebunden.

Als Film wurde die Figur zu einer Art französischer Antwort auf James Bond, als Spiel war LARGO WINCH: EMPIRE UNDER THREAT im Jahr 2002 ein auf Rätseln basierendes Third-Person-Abenteuerspiel mit Largo selbst als spielbarem Charakter. Die Handlung des Spiels folgt dem üblichen Szenario von Largo Winch Geschichten, wobei sein Geschäftsimperium bedroht ist, als er weltweit darum kämpft, es zu retten. Es blieb bei diesem einen Spieleinsatz, trotzdem der Comic mit Verkäufen von 500.000 Stück bei jedem neuen Album ein Bestseller ist, lockte das Game nicht genügend Käufer an – und wurde zudem noch schlecht rezensiert.  

Abseits von Frankreich gab es noch andere europäische Comic-Helden, die zu Spielehren gelangten. Schon im Jahr 1986 gab es DAN DARE: PILOT DER ZUKUNFT auf Basis der in Großbritannien populären Comics, die 1950 das Licht der Welt erblickte und von einem futuristischen Krieg erzählt. Auch Judge Dredd, der Richter, Geschworener und Henker der Zukunft wurde mehrmals umgesetzt, darunter 1995 passend zum Kinofilm mit Sylvester Stallone. An die Erfolge des Comics – Dredd ist der Hauptheld der Anthologie 2000 A.D., die seit 1977 erscheint – konnte keines anschließen.

Von Peter

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