In den USA gibt es sehr viele ziemlich gute Comics, die nie den Weg nach Deutschland finden. Was Cross Cult, Splitter und Panini aus dem Fundus von Image, Dark Horse und anderen Verlagen, die abseits der Superhelden produzieren, ins Programm nehmen, ist verschwindend gering in Hinblick auf die Menge an den erstklassigen Serien, die es in Übersee gibt. Natürlich ist es schwerer, amerikanische Comics hierzulande an den Mann zu bringen. Weil viele des Englischen mächtig sind und die in der Regel auch günstigeren Originale einfach selbst importieren. Noch dazu muss man länger warten, bis ein Comic auch mal in lokalisierter Form vorliegt.

Bei Resident Alien hat es ein Jahr gedauert, seit das letzte Heft in den USA erschienen ist. Aber das ist natürlich trügerisch. Sie kam im Grunde ja auch nur, weil die Fernsehserie, deren dritte Staffel am 18. Juli startet, kam. Aber schon im Jahr 2011 startete die von Autor Peter Hogan und Zeichner Steve Parkhouse entwickelte Serie in ihrer Heimat. Dass sie nun überhaupt nach Deutschland kommt, liegt vor allem an einem Umstand: Dass der Syfy Channel eine Fernsehserie produziert hat, deren dritte Staffel gerade bestellt wurde.

Hogan und Parkhouse stellten die Idee für ihre Serie Mike Richardson von Dark Horse Comics vor. Der fand die Geschichte auch interessant und hätte am liebsten eine monatliche Serie daraus gemacht. Aber Parkhouse war sich darüber im Klaren, dass er es nicht schaffen würde, jeden Monat ein komplettes Heft zu zeichnen. Deshalb schlugen die Kreativen vor, stattdessen eine Reihe von vier Hefte umfassenden Miniserien zu machen. Der Plan war dabei, so Hogan, jedes Jahr eine neue Miniserie zu präsentieren. Das sei die richtige Balance, meinte er, auch wenn er sich hin und wieder wünschte, nicht nur vier, sondern auch mal fünf oder sechs Hefte zu haben, um die Geschichte sich richtig entfalten zu lassen.

Der Wunsch erfüllte sich dann mit der abschließenden Miniserie, die von Ende 2020 bis Anfang 2021 in den USA publiziert wurde. Da waren es immerhin sechs Hefte.

An den Start ging Resident Alien in der mittlerweile eingestellten Anthologie-Serie Dark Horse Presents. Das erste Kapitel der Geschichte Welcome to Earth! wurde dort von Oktober bis Dezember 2011 in drei Teilen publiziert. Danach wurde die Geschichte als Nullnummer publiziert, die Miniserie hatte dann drei Hefte, die wenig später auch in Tradepaperbackform an den Mann gebracht wurden.

Für die Verhältnisse von Dark Horse Comics war der Comic erfolgreich genug. Man muss das alles aber schon in Relation setzen. Die Nullnummer erreichte im April 2012 nur den 268. Platz der US-Comic-Charts. Das bedeutete Verkäufe von etwa 4.800 Stück. Etwas besser lief dann die erste Ausgabe mit etwa 5.700 Stück. Dennoch: Ein riesiger Hit war Resident Alien nie, zumal bei der zweiten Miniserie die verkaufte Auflage auch eher bei knapp 4.000 Exemplaren lag. Aber die Serie hatte etwas, das bei originellen Stoffen heutzutage früher oder später gang und gäbe ist: Ein Fernsehsender war interessiert, daraus eine Serie zu machen. Doch es dauerte, bis sie kam. Denn: Die ersten Gespräche zu einer Verfilmung fanden schon 2013 statt!

Die erste Geschichte Willkommen auf der Erde! ist jetzt bei Splitter erschienen und enthält die komplette erste Miniserie. Für den Protagonisten ist es schlimm genug, dass sein Raumschiff auf diesem Hinterwäldler-Planeten gestrandet ist, und noch schlimmer, dass er darum seit Jahren als »Dr. Harry Vanderspeigle« in der Kleinstadt Patience ein Einsiedlerdasein führen und sich als Mensch ausgeben muss. Aber dass ausgerechnet er, der einzige Außerirdische auf dem Planeten Erde, um Hilfe bei einer Obduktion gebeten und danach sogar als Aushilfsarzt rekrutiert wird… das geht zu weit! Wobei diese »Kriminalermittlungen« sogar Spaß machen, da könnte man sich dran gewöhnen. Was dann natürlich auch geschieht!

Ende 2012 präsentierten Hogan und Parkhouse mit The Suicide Blonde die zweite Miniserie. Auch hier wurde das erste Kapitel zuerst in Fortsetzungen bei Dark Horse Presents gebracht. Undercover-Alien Dr. Harry Vanderspeigle hat Gefallen daran gefunden, auf der Erde menschliche Mordfälle zu lösen. Daher lässt er sich nicht zweimal bitten, als es darum geht, die Unschuld eines alten Freundes zu beweisen, dem der Mord an einer College-Studentin vorgeworfen wird. Selbst wenn er dafür seinen beschaulichen Heimatort verlassen und in die Großstadt Seattle reisen muss! Das bringt ihn allerdings den Regierungsbeamten, die ihm auf den Fersen sind, gefährlich nahe.

Im Jahr 2015 kam mit The Sam Hain Mystery die dritte Miniserie, deren erstes Kapitel im Jahr zuvor wieder im Dark-Horse-Anthologie-Format zu finden war. Dies war aber auch die letzte, bei der man so vorging, was daran liegt, dass der Verlag die Publikation einstellte.

Die Idee für einen Ermittler namens Sam Hain hatte Parkhouse schon vor Jahren. In den 1990er Jahren kam er nach einem Gespräch mit Neil Gaiman darauf und als klar wurde, dass er eine solche Figur gerne benutzen würde, klärte er noch mit Gaiman ab, ob das für ihn okay sei – er wollte ja nicht eine Idee stehlen, die von dem Top-Autor inspiriert worden ist.

Im Jahr 2016 folgte The Man With No Name, erst zwei Jahre später gab es dann An Alien in New York.

Die letzte Miniserie, mit der das Duo ihre Geschichte abschloss, ließ noch etwas länger auf sich warten. Sie kam erst Ende 2020, da aber zumindest schon zu einer Zeit, da sich die Fernsehserie für den Syfy Channel als erfolgreich erwiesen hat. Das Interesse an Your Ride’s Here war entsprechend auch etwas größer, wobei Resident Alien ohnehin schon immer besser als Sammelband ging.

Von Peter

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