Dass spanische Künstler den Weg nach Deutschland gefunden haben, war eine Entwicklung, die vor allem Ende der 1980er Jahre einsetzte. Zwar gab es auch vorher schon die Arbeiten von Spaniern zu betrachten, zumeist wusste man das aber nicht, da sie anonym in den günstigen Heften von Verlagen wie Bastei oder Kauka erschienen. Erst mit dem Aufkommen des Autorencomics bzw. des anspruchsvolleren Comics für ein älteres Publikum hielten auch Spanier in deutsche Comic-Regale Einzug.

Der Bekannteste ist dabei sicherlich Vicente Segrelles (El Mercenario). Ein anderer, zwar weniger bekannter, aber nicht minder talentierter ist Alfonso Font, dessen Arbeiten von Strip Art Features international vertrieben werden.

Heute kann man Font schon fast wieder zu den vergessenen Künstlern zählen, nach den großen Jahren 1988 bis 1991 gab es in den vergangenen Jahren nur noch sehr vereinzelt Veröffentlichungen. Eine adäquate Gesamtausgabe seines Werks fehlt völlig.

Biographisches

Alfonso Font Carreras wurde am 28. August 1946 in Barcelona geboren. Das Zeichnen interessierte ihn schon immer, an Comics dachte er nicht unbedingt. Stattdessen schlug er den logischen Weg ein und arbeitete als Illustrator für verschiedene Agenturen. Im Jahr 1962 begann er, für Editorial Bruguera zu arbeiten, wo er vor allem Cover verschiedener Romane gestaltete.

In den kommenden Jahren folgten Arbeiten für verschiedene spanische Verleger, Anfang der 1970er Jahre arbeitete Font aber auch für amerikanische Verleger, wenn auch eher ausgesucht und nicht sehr häufig. Vom ihm illustrierte Geschichten erschienen bei den Marvel-Magazinen Dracula Lives 1 und Monsters Unleashed 6. Es waren Horrorgeschichten in atmosphärischem Schwarzweiß. Ebensolche zeichnete Font auch für verschiedene Publikationen der Verlage Warren und Skywald (Vampirella, Psycho, Nightmare und Scream).

In seiner Heimat fand er 1974 ersten Erfolg, als er die Serie Géminis für Selecciones Illustradas zeichnete. Der Stoff spielt zu Zeiten des Ersten Weltkriegs, der damals vor 60 Jahren ausgebrochen war und auf Interesse beim Publikum stieß. Es sollten aber nur acht Episoden erscheinen, bis sich Font nach einer neuen Herausforderung umsehen musste.

Frühe Arbeiten

Er beschloss, sein Glück in der Ferne zu suchen – im Mekka des modernen Comics. Nein, nicht in den USA, sondern in Paris. 1975 zog er in die Stadt an der Seine, wo er sich den Machern des Magazins Pif Gadget vorstellte.

Dort gefielen seine Arbeitsproben, weswegen man ihn mit dem jungen Autor Patrick Cothias zusammenbrachte. Der hatte auch gleich ein Projekt, das er verwirklichen wollte, eine Geschichte namens Sandberg, Pere et Fils. Es geht um ein Duo, bestehend aus Vater und Sohn, die beide eine Anwaltskanzlei betreiben und sich um sehr ungewöhnliche Fälle kümmern. Cothias wollte in diesem, seinem ersten längeren Szenario auch politische Statements abgeben, was dem Verleger wiederum nicht passte. Immer wieder wurden ihm Vorschriften gemacht, so dass er nach zwei Jahren sein Engagement bei Pif Gadget aufgab.

Auch für Font war das desillusionierend, war aber auch weiterhin gewillt, für das Magazin zu arbeiten – nur wollte er das wieder aus der spanischen Heimat heraus tun.

Zusammen mit Roger Lecureux entwickelte er die Science-Fiction-Serie Les Robinsons de la Terre. Darin geht es um Menschen, die lange vor Beginn menschlicher Zeitrechnung aus dem All kommen und auf der Erde Zuflucht suchen. Die Serie hätte Zukunft haben können, nicht jedoch für Font. Sein Szenarist wollte ihn einen Vertrag unterschreiben lassen, der ihm alle Rechte an Fonts Zeichnungen gewährt hätte. Auf einen solchen Deal wollte sich der Spanier nicht einlassen, aufgrund Lecureux‘ Einfluss endete damit aber auch seine kurze Ära bei Pif Gadget.

Von Peter

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