Bei fast 60 Jahren Carlsen gab es natürlich auch einiges, das nicht so schön war.

Carlsen Pocket [1990 – 1991]

Wie man auf die Idee kommen kann, frankobelgische Alben in Form kleiner Taschenbücher auf den Markt zu bringen? Weil der Preis niedriger ist und man sich neue Kundenschichten erhofft. Darum ging 1990 die Reihe Carlsen Pocket an den Start, die als Anthologie-Format Geschichten von Gaston, den Blauen Boys, Exterminator 17, Ranxerox, Jeff Jordan, Yoko Tsuno, El Mercenario und anderen brachte. Allesamt waren die Seiten grausam ummontiert, wodurch die erzählerische Integrität ganz und gar vernichtet wurde. 34 Ausgaben gab es von dieser Reihe, zwölf von Snoopy, das sich aus Peanuts-Strips zusammensetzte und in dem Format besser funktionierte als es frankobelgische Alben tun.

Carlsen Kiosk [1998 – 2001]

Zur Mitte der 1990er Jahre bewegte sich der Comic-Markt. Diesmal war nicht Carlsen, sondern der Dino Verlag der Vorreiter, der einen neuen Boom an Comic-Heften heraufbeschwor. 1998 wollte auch Carlsen an diesem Boom partizipieren, musste aber feststellen, dass die Superhelden schon allesamt aufgeteilt waren: DC bei Dino, Marvel bei Panini und Image beim alten Splitter Verlag.

Man kam darum auf die Idee, es mit Media-Tie-Ins zu versuchen. So gingen 1998 Buffy, Akte X (die Buchhandelsausgabe fortführend), Godzilla und Elfquest an den Start. Später gesellte sich auch noch Angel dazu, ihnen allen war aber kein langes Leben beschieden.

Einstellung des Kundenmagazins

Über viele Jahre hinweg war es ein treuer Begleiter jedes Comic-Fans: das Kundenmagazin Carlsen Comics, das die halbjährliche Vorschau enthielt, mit kurzen Artikeln auf die neuen Serien gespannt machte und auch Leseproben beinhaltete. Aber das ist Vergangenheit.

Carlsen hat diese Form der Kommunikation mit dem Leser und Kunden eingestellt – übrigens ebenso wie Egmont. Man mag sagen, dass ein solches Heft in Zeiten des Internets überflüssig geworden ist, die Kataloge von Panini und Splitter beweisen aber das Gegenteil.

Graphic Novels für Frauen [2012]

Als Allheilmittel für den Buchhandel gilt das Label Graphic Novel. Bei Carlsen kam man auf die Idee, das noch weiter auszureizen, indem man ein neues Label ins Leben rief: Graphic Novels für Frauen. Der Slogan dafür lautete „Graphic Novels für Frauen sind mehr als ein Buch. Sie sind Lifestyle-Produkt!“.

Die Idee war dabei, dass man Mädchen, die mit Manga für Comics sozialisiert wurden, auch für andere Comics interessieren könnte. Titel wie Luft und Liebe oder Paris wurden publiziert, fanden aber nicht genug Publikum, so dass das Label bald wieder eingestampft wurde.

Crowdfunding [2015]

Im Jahr 2015 versuchte man es mit einem etwas anderen Konzept. Man wollte sich des Werkzeugs des Crowdfundings bedienen und so das eigene Risiko geringhalten. Allerdings hatte man wohl nicht damit gerechnet, wie negativ die Aktion bei den Comic-Lesern und Sammlern ankam. Warum Carlsen Crowdfunding benötigte, um ein paar Luxus- und Hardcover-Editionen zu publizieren, wollte sich niemandem erschließen. Immerhin ist dies der Verlag, der rund 30 Millionen Exemplare der Harry Potter-Bücher verkauft hat. Angedacht waren Produkte wie eine Hardcover-Ausgabe von Long John Silver, ein Skizzenbuch zu Blake und Mortimer oder der Bildband Spirou und die Moderne. Daraus geworden ist nichts. Das Projekt entschlief sehr schnell wieder.

Von Peter

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