Nach dem Ende von Comico und dem der eigenen Serie Grendel mit der Ausgabe 40 im Jahr 1990 brachte Wagner seine Figur zu Dark Horse Comics, wo im Jahr 1992 die zehnteilige Miniserie War Child publiziert wurde. Nur ein Jahr gab es auch das erste Treffen zwischen Grendel und Batman. Der Comic war noch für Comico entstanden, wurde dann aber erst Jahre später bei DC veröffentlicht. Ein Sequel produzierte Wagner im Jahr 1996. Diesmal traf Batman nicht auf Hunter Rose, sondern auf Grendel-Prime aus War Child.
Wagner schrieb weitere Kurzgeschichten, öffnete sein Grendel-Universum aber auch für andere Künstler. Unter dem Titel Grendel Tales erschienen so von 1993 bis 1997 acht Miniserien von teils renommierten Künstlern wie James Robinson oder Steven T. Seagle, die sich mit verschiedenen Grendel-Inkarnationen auseinandersetzten.
Darüber hinaus blieb Wagner seiner Schöpfung treu. Er schrieb und zeichnete neue Miniserien rund um Grendel, darunter auch Behold the Devil, mit der er sich erneut mit Hunter Rose beschäftigte. Und er ließ Grendel auf den Pulp-Helden The Shadow treffen.
Dark Horse hat in den letzten Jahren sechs Omnibus-Ausgaben veröffentlicht – vier zu Grendel, zwei mit den Grendel-Tales. Da das Format deutlich kleiner als bei Comic-Heften war, waren die Fans alles andere als glücklich. Dark Horse hat alle Comics in Omnibus-Bänden mit einem Umfang von jeweils um die 600 Seiten im originalen Format vorgelegt. Diese Bände bilden auch die Basis für die Edition von Cross Cult, die den Titel Best of Grendel trägt.
Grendel in Deutschland
Die erste Bekanntschaft mit Grendel konnte man in Deutschland bereits Ende der 1990er Jahre machen. Der Tilsner Verlag veröffentlicht mit seinem US-Comic-Label Speed zwei dreiteilige Miniserien, die allesamt das Problem hatten, dass sie den deutschen Leser unbedarft in die Welt von Grendel warfen. Denn der Verlag hatte auf Miniserien der Grendel Tales gesetzt, gab den Lesern aber keinen Kontext an die Hand. Wer nicht schon längst US-Originale las, hatte keine Ahnung, wer Grendel ursprünglich mal war.
Im Jahr 2000 gab es dann noch von Speed die zweiteilige Miniserie Batman/Grendel. Hier wurden beide US-Miniserien verlegt. Seitdem war es ruhig um Grendel, aber das soll sich nun ändern. Denn bei Cross Cult nimmt man sich des Klassikers an, allerdings soll er nicht in seiner Gänze erscheinen. Man hat sich für Best of Grendel entschieden. Das heißt, der erste Band umfasst etwa 60 Prozent dessen, was der erste englischsprachige Omnibus-Band enthält.
Pressesprecherin Jenny Franz erklärt, wieso man sich für diese Vorgehensweise entschied: „Weil wir schlicht und ergreifend gerne eine komprimierte und bezahlbare Sammelausgabe schaffen wollten, die jenen, die Grendel gerne kennenlernen wollten, einen guten Einblick in dessen Universum gibt. So können wir eine hochwertige Hardcover-Ausgabe produzieren, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis darstellt, und den Inhalt zudem auch so gestalten, dass er sich für uns im Kontext rund anfühlt. Die Omnibus-Ausgabe zu kopieren, kam für uns aus wirtschaftlichen und qualitativen Gründen nicht infrage.“
Die Entscheidung, gerade jetzt Grendel dem deutschen Publikum zu präsentieren, hängt natürlich auch damit zusammen, dass Netflix vor kurzem eine Serien-Adaption des Comics angekündigt hat. Sollte diese Serie gut gehen, bietet das Grendel-Universum dem Streamer natürlich zahlreiche Möglichkeiten, mit Filmen und Serien die unterschiedlichen Grendel-Inkarnationen in den Mittelpunkt zu rücken.
Zudem hat man bei Cross Cult von jeher auch ein Faible für Klassiker. „Wir möchten in jedem Programm gerne einen klassischen Comic publizieren“, so Franz, „und Grendel hat sich deshalb angeboten, weil wir als Verlag bzw. die Leute unserer Comic-Redaktion Gefallen an der Figur Grendel gefunden haben, er gut in die Riege unserer Klassiker passt und sich der Zeitpunkt mit der Netflix-Adaption als sehr gutes Timing erweist.“
IDie neueste Grendel-Geschichte, die Matt Wagner geschrieben hat, ist übrigens wieder eine mit Hunter Rose. Sie entstand für die kommende, von IDW Publishing produzierte Anthologie Comics for Ukraine: Sunflower Seeds, mit der Geld für die ukrainische Flüchtlingshilfe gesammelt werden sollen. Er ist hier einer von drei Dutzend namhaften Kreativen, die für den guten Zweck aktiv wurden.