Was sich zuvor schon andeutete, gedieh nun immer mehr. Carlsen war praktisch allein auf weiter Front und bediente mit seinem Alben-Segment den Buchhandel. Zudem gab es in Frankreich einen riesigen Fundus an Klassikern und neuen Produktionen, so dass es keinerlei Schwierigkeiten machte, ein aufregendes Programm zu gestalten.

Es gab Klassiker am laufenden Band, die über Jahre hinweg die Popularität des Verlags bei den Lesern steigerten. Ein paar seien nur stellvertretend für die vielen anderen genannt. Der rote Korsar (1985), Andy Morgan (1986), Bruno Brazil (1987), Rick Master (1987), Thorgal (1987), Cubitus (1988), Harry und Platte (1988), Jeremiah (1988), XIII (1988), Die Abenteuer des Marsupilami (1988), Buck Danny (1989), Die blauen Boys (1989), Comanche (1991) und Luc Orient (1992).

Das Programm wuchs und gedieh dabei so rasant, dass man im März 1987 schon bei 14 Titeln pro Monat war. Andere Verlage fühlten sich davon schlichtweg erdrückt, da Carlsen den Buch-, aber auch den Fachhandel mit derart viel neuem Stoff belieferte, dass viele fürchteten, die eigenen Produktionen könnten dadurch leicht untergehen. Heutzutage ist dies ein Kritikpunkt, den man gerne an den Splitter Verlag heranträgt, der mittlerweile ein ähnlich umfangreiches Monatsprogamm hat. In einem Gespräch, das Volker Hamann mit den ehemaligen und aktiven Redakteuren des Verlags im Januar 2017 geführt hat, meinte Matthias Forster, der von 1989 bis 1995 Pressesprecher war: „Das ist interessant, denn genau diesen Vorwurf musste sich vor 25 Jahren Andreas C. Knigge für Carlsen von den anderen Verlagen auch anhören.“

Eine Patentlösung gibt es dafür sicherlich nicht, solange die Deckungsbeiträge jedoch passen, ist Expansion durchaus ein probates Mittel. Diesem Weg folgte auch Carlsen zum Ende der 1980er Jahre und befeuerte damit ein Wettrennen, das schon bald außer Kontrolle geraten sollte.

Carlsen feierte vor allem mit den frankobelgischen Titeln Erfolge, lancierte aber auch immer wieder Alben einheimischer Autoren und Zeichner. Zudem öffnete man sich einem neuen Marktsegment. Zeitungscomics hatte man schon hin und wieder veröffentlicht, mit Prinz Eisenherz startete 1988 aber der wohl größte Klassiker dieses Segments in einer Werkedition, die nun jedoch zu ihrem Ende kommt.

Darüber hinaus versuchte man, aus Trends Kapital zu schlagen. So erschien im Jahr 1989 der erste Superheldentitel bei Carlsen. Man hatte sich dafür ein Prestige-Projekt ausgesucht: Frank Millers Die Rückkehr des Dunklen Ritters, der 1986 in den USA für Furore gesorgt hatte und anlässlich des heiß erwarteten ersten Kinofilms auch in Deutschland erschien – allerdings mit reichlich Verzögerung. Zuerst für April angekündigt, schob man den Titel in den August und publizierte ihn dann erst zum Ende des Jahres.

Der Erfolg gab Andreas C. Knigge Recht, so dass man weitere Titel einplante und zuerst mit Klassikern wie Das erste Jahr und Lächeln, bitte! Arbeiten konnte, dann aber auch auf reguläre Ausgaben der Heftserie zurückgriff und u.a. das Batman-wird-gebrochen-Epos Knightfall publizierte.

Weitere US-Produktionen wurden ins Programm aufgenommen. Bei Swamp Thing brachte man erst die Bernie-Wrightson-Klassiker, danach machte man einen Sprung zum anspruchsvollen Material von Alan Moore. Supermans Tod leitete eine eigene Reihe ein, während man mit Media-Tie-ins zu Star Trek, Star Wars und Akte X zumindest anfangs gutes Geld machte. Erstere beiden wurden schließlich eingestellt, als nur noch etwa 1.500 Exemplare verkauft wurden. Damals war das für einen Verlag wie Carlsen nicht genug, heute sind die meisten Verlage mit einer solchen verkauften Auflage sehr zufrieden.

Zudem begann man 1991 mit der Publikation des ersten Mangas, auch wenn Akira in Farbe und westlicher Leserichtung nicht unbedingt dem klassischen Image entspricht. Weitere Serien folgten, der große Erfolg wollte sich aber nicht einstellen. Der kam erst ein paar Jahre später.

Von Peter

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