Im Lauf der Zeit ist der Pariser Autor und Zeichner Frank Margerin etwas in Vergessenheit geraten. Während er in seiner Heimat noch aktiv ist – wenn auch auf kleinerem Level als zu seiner Glanzzeit in den 1980er Jahren – war hierzulande lange nichts mehr von ihm zu sehen. Die letzten Veröffentlichungen fanden in den frühen 1990er Jahren statt. Seitdem hat Margerins Werk hierzulande ein Schattendasein geführt.

Entsprechend richtet sich die Gesamtausgabe mit den Abenteuern seines Rockers Lucien auch an ein Publikum mit nostalgisch verklärtem Blick auf eine Welt der Comics, die auch schon 30 Jahre oder mehr zurückliegt. Das Wiederentdecken von Margerins Werk ist aber durchaus sinnvoll. Immerhin ist sein Oeuvre noch eine der ungeborgenen Perlen in unserem Land der vielen Gesamtausgaben.

Das Leben des Frank Margerin

Frank Margerin wurde am 9. Januar 1952 in Frankreich geboren. Comics waren aber nicht seine einzige Leidenschaft, die Musik war und ist es auch. In den 1970er Jahren schloss er sich Denis Sires Band Los Crados als Drummer an. Zur Mitte des Jahrzehnts suchte Margerin nach Abschluss seines Studiums nach Arbeit als Illustrator und wurde schließlich von Jean-Pierre Dionnet eingeladen, seine ersten Geschichten in Métal Hurlant zu publizieren. Die erste Geschichte war die Science-Fiction-Parodie Simone et Léon, die zusammen mit einigen anderen 1978 in dem Buch Frank Margerin présente verlegt wurde. Deutsche Veröffentlichungen dieser Geschichten gab es in Schwermetall.

In dem Jahr illustrierte er auch 22 Comic-Strips als Beilage für den Kaugummi „Malabar“ – kleine, stumme Geschichten, die heute kaum noch zu bekommen sind. Überhaupt scheute Margerin vor der Werbung nicht zurück und zeichnete 1978 auch 19 Seiten von Werbe-Comics.

Margerin war für eine Vielzahl von Magazinen tätig. Von 1983 bis 1984 gestaltete er Strips für das Magazin Rigolo. Außerdem steuerte er Zeichnungen für Magazine wie Nitro und Playboy bei. Im Jahr 1982 erschuf er Albert et Mauricette für die wöchentliche Beilage des Magazins Matin de Paris.

Das Rocker-Leben

Das Kernstück von Margerins Schaffen ist die Figur Lucien – ein freundlicher Rocker mit einer viel zu großen Nase. Seinen ersten Auftritt absolvierte er im Jahr 1979, damals noch in einer Geschichte, in der eine Figur namens Ricky eigentlich den Mittelpunkt bildete. Doch Ricky wurde an Popularität schon bald von Lucien abgelöst. Ihr Debüt in Deutschland feierten diese Geschichten in der Alben-Serie Semics Wahnsinns-Strips, von der von 1983 bis 1984 drei Bände erschienen sind.

Lucien wurde zum Alter Ego von Frank Margerin. Er verarbeitete hier neben vielen Ideen, die ihm während der Erstellung kamen, auch eigene Erlebnisse aus seinem Rock’n’Roll-Leben. Nach Los Cados hatte Denis Sire mit Dennis‘ Twist eine neue Band, zu der nicht nur Margerin, sondern auch andere Autoren, die für den Verlag Humanoïdes tätig waren, gehörten.

Der Autor nutzte seine Kunstfigur, um sich auf liebevolle Art und Weise nicht nur als Beobachter des französischen Vorstadtlebens zu erweisen, sondern auch die Eigenheiten der in der Vorstadt lebenden Menschen zu kommentieren – und das natürlich auf seine unnachahmlich vergnügliche Art. Er warf einen Blick aufs Rockerleben in den 1970er und 1980er Jahren und wie dieses mit den gesellschaftlichen Normen und Vorstellungen kollidierte.

Die Alben rund um Lucien wurden zum Erfolg. Alleine von Metallische Bananen wurden in Frankreich im Jahr seiner Veröffentlichung mehr als 100.000 Exemplare verkauft.

Die ersten Alben wurden bei Les Humanoïdes Associés veröffentlicht, seit 2008 verlegt Margerin sein Werk bei Fluide Glacial.

Nach dem ersten deutschen Auftritt bei Semic mussten Fans in den 1980er Jahren nicht lange auf ein Wiedersehen warten. Im Jahr 1985 nahm sich Carlsen der Serie an und veröffentlichte sie unter dem Titel Die Vorstadtgang. Bis 1991 erschienen sechs Bände. Dazu gab es noch zwei Veröffentlichungen als Carlsen Pocket. Für das Taschenbuchformat wurden die Seiten von Radio Lucien und Koks aus Bolivien ummontiert. Ein ziemlich rabiates Unterfangen, das langfristig keinen Erfolg hatte.

Ein letztes Wiedersehen mit Lucien gab es dann zwei Jahre später bei Ehapa. Dort wurde das Album Lucien kehrt zurück verlegt.

Eine Gesamtausgabe mit allen Lucien-Geschichten erscheint beim Riedl Verlag. Der erste Band enthält die Geschichten Wählt Rocky, Metallische Bananen, Radio Lucien und Bei Lucien. Damit erlebt man auch eine Zeitreise zurück in die 1970er und 1980er Jahre.

Von Peter

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